Schokoladenrebellen

Natürlich hat es sich Holger in’t Veld nicht nehmen lassen, die Kapitel seines Buches nach Albumtiteln zu benennen: „Chocolate & Cheese“ von Ween etwa, oder „Like Water For Chocolate“ von Common. Schließlich war er jahrelang Musikjournalist, schrieb für Spex, Die Zeit oder die Taz. Wenn man ihn las, wusste man: Er schreibt assoziativ und hält Komplexität aus; er mag Humor in der Musik, aber er nimmt die Sache ernst. Heute bezeichnet sich in’t Veld als Fundamentalist, als Fundamentalist des reinen Geschmackes von Schokolade nämlich. Liest man sein Buch, weiß man: Das meint er ernst, aber auch mit einem gewissen Humor.

2002 eröffnete Holger in’t Veld am Berliner Helmholtzplatz sein erstes Fachgeschäft für Schokolade, inzwischen ist ein zweiter Laden und eine eigene Manufaktur dazugekommen. In „Schokoladenrebellen“ beschreibt und begründet er seine Leidenschaft für Schokolade – und kämpft einen Zweifrontenkampf: Auf der einen Seite wendet er sich gegen Industrieschokolade, die mit süßer und fetter Naschware mit geringem Kakaoanteil die Welt überschwemmt. Und andererseits ist ihm auch die Wellness-Kitschwelle zuwider, die in der Folge des Films „Chocolat“ aufkam. Er sieht sich als „Kakaoboy“, als leidenschaftlichen Verfechter einer reinen Lehre der Kakaogeschmäcker.

Sehr lehrreich erzählt „Schokoladenrebellen“ von den Grundsorten Forastero (schädlingsresistent, ertragreich) und Criollo („für die Industrie ebenso unpraktikabel wie für die Genusswelt begehrlich“); lässt die ambitioniertesten Chocolatiers zu Wort kommen und gibt Rezepttipps und Empfehlungen für einen perfekten Abend mit feinsten Kakaoprodukten. In’t Velds assoziativer Stil verhindert dabei, dass die Lektüre allzu trocken wird; für pop-sozialisierte Leser sind natürlich die Musikvergleiche besonders vergnüglich und Ausflüge in die Wortspielhölle („Kakaophonie“) sind zum Glück selten. Am Ende werden selbst eingefleischte Milchschokoladennascher bereit sein, den hohen Geschmack der High-End-Schokolade zumindest mal zu kosten.