Als der Postmann mit dem dicken Paket kam, habe ich ihm noch 50 Pfennig Trinkgeld spendiert. Danach mußte ich mir dann erstmal selbst einen genehmigen. Anders hätte ich den gesammelten Sound-Schrott kaum verkraftet, den Chefredakteur Haring da voller Häme für mich zusammengeschnürt hatte. Um’s in der gebührenden Kürze zu erledigen: Shakin Street ist eine französische Gruppe, die als New Wave verscherbelt wird und kaum mehr bringt als leicht gewellten, konventionellen Rock. Im Grunde gar nichts. Eine Sängerin haben sie auch, die heißt Fabienne Shine und klingt wie eine bemühte Kreuzung aus Grace Slick und Blondie. Vampir-Rock, in der Tat: er saugt einem das Hirn raus. Wenn man keins hat, stört er nicht.

Und schon schreiten wir zur zweiten Belanglosigkeit: David Johansen hat mal bei den New Yorker Dolls gesungen, jenen verblichenen Vorreitern der Neuen Welle, die ihr Image sorgfältiger pflegten als ihr Repertoire. Johansen solo ist da fast hörenswerter, und einige seiner sauber präsentierten Rocker haben sogar Biß (,,Funky But Chic“). „Girls“ ist als knallige Sailor-Antithese noch recht brauchbar, aber schon „Pain In My Heart“ hätte ich lieber vom beklauten Brian Ferry gehört. Die vollen 36 Minuten hält mich Johansen kaum bei der Stange, zumal die Scheibe dann auch noch zu kratzen anfängt (hat da in der holländischen CBS-Quetsche jemand auf sämtliche Matrizen gespuckt?).

Platte Nummer drei ist in Sound und Fertigung hervorragend, aber das tröstet in diesem Fall herzlich wenig. Montrose (betreut von Ted Templeman) fand ich früher mal ganz schick, aber wenn das amerikanische Heavy-Quartett Van Haien (betreut von Ted Templeman) jetzt genau das gleiche nochmal macht, erübrigt sich ein nochmaliges Hinhören. Das Cover mutet an wie ein Nougat-Double, und dessen Verehrern sowie allen Boston-Mahagony-Luftschmitz-Fanatikern kann ich die vier Elektro-Lurche nur wärmstens an die eisernen Lungen legen. Ich für meinen Teil erhole mich momentan bei einer Prise Kate Bush, 2(Johansen), 1(Shakin‘ Street/Van Halen).