The Pixies :: Complete „B“ Sides

Recycling ist, wenn man trotzdem lacht: Erst gab es die obligatorischen Reissues der regulären Pixies-Alben, dann Live- und Singles-Compilations und jetzt noch die B-Seiten. Der ganze Backkatalog bis zum Letzten ausgeschlachtet und auf Silberling gebannt. Was sich in diesem Falle aber als ganz praktisch erweist, schließlich ist das Gros des hier enthaltenen Materials seit Jahren vergriffen, geht zu atemberaubenden Sammler-Preisen über den Ladentisch und knistert auf altem Vinyl zumeist schrecklich vor sich hin. Und natürlich lässt Complete „B“ Sides (der Name deutet es ja bereits an) auch nichts aus: 19 Stücke der Jahre 1988 bis 1991, allesamt Non-Album-Tracks und mit Ausnahme von „Vamos“ und „In Heaven (Lady In The Radiator Song)“ auch in Studio-Qualität. Dabei handelt es sich keineswegs um „Verschnitt“ oder zweitklassige Ware, sondern um raue, kleine Songjuwelen, die das Können der vier Bostoner noch einmal nachdrücklich unterstreichen. Etwa der perfekte Wechsel von verhaltenen, leisen Passagen zu großen, infernalen Noise-Eruptionen, von Harmonie zu Chaos, von Frank Blacks cleveren Texten zu orgiastischem Geschrei. Und daraus resultieren nicht nur heftige Adrenalin-Kicks, sondern auch eigenwillige Ohrwürmer wie „Dancing TheManta Ray“-hypnotisch,groovig, voller origineller Ideen und komprimiertem Ungestüm. Auch großartig: Die sphärische Surf-Version von „Wave Of Mutilation“, das entrückte Kim Deal-Stück „Into The White“ sowie die beiden Neil Young-Coverversionen „Winterlong“ und „I’ve Been Waiting For You“. Egal ob Garagen-Rock, Sicko-Blues, Noise, Surf- die Zusammenstellung Complete „B“ Sides verdeutlicht vor allem eins: Diese Gruppe fehlt der musikalischen Moderne an allen Ecken und Enden. Nie klang ein musikalisches Vermächtnis frischer als hier und jetzt.