The Stooges – The Weirdness :: Genialer Scheißdreck

Liberalismus, Toleranz und Verständnis für Andersdenkende sind schöne Eigenschaften, die im „täglichen Leben“ sicherlich sehr wichtig sind, weil sie den Umgang der Menschen untereinander erleichtern, aber in der Musikkritik haben sie – verdammt nochmal – nichts zu suchen. Was großartig ist, und was der letzte Dreck, entscheidet der Kritiker hemmungslos subjektiv und hebt das subjektive Urteil Kraft seines Amtes auf eine objektive Ebene – egal, was die anderen sagen, denn die anderen haben keine Ahnung von Musik. Man kann THE weirdness, das Reunionalbum der Stooges, das erste nach raw POWER vor über 33 Jahren, guten Gewissens für den letzten Dreck halten, für ein hingerotztes, uninspiriertes Gepoltere, für die Altersvorsorgemaßnahme von ein paar Um-die-6o-Jährigen, die kurz vor der Rente noch ein bisschen absahnen wollen mit einem großen Bandnamen. Man kann THE WEIRDNESS aber auch für ganz großartig halten, für ein Manifest des Punkrock, für einen glühenden Appell an die Uneinsichtigkeit und die Unvernunft, als Weigerung, „in Würde zu altern“. Die „neuen“ Stooges – Iggy Pop, Gitarrist Ron Asheton, Schlagzeuger Scott Asheton plus die assoziierten Mitglieder Bassist Mike Watt (Ex-Minutemen, Ex-Firehose) und Saxofonist Steve Mackay (Ex- und wieder-Stooges) – haben ein kleines, fieses Album voller Lärm gemacht, das so klingt, als wäre es an einem einzigen betrunkenen, betäubten Nachmittag in einem muffigen, ranzigen Proberaum entstanden. Ron Asheton gniedelt ökonomisch auf seiner Gitarre herum, Steve Mackays Saxofonlinien überschreiten mehr als einmal die Grenzen der musikalischen Freiheit, Scott Asheton poltert trocken auf dem Schlagzeug herum, und Iggy ist einfach nur Iggy. Dazu die ausgewiesene Nicht-Produktion von Steve Albini – man kann zu diesem Album nur ja oder nein sagen, ein vielleicht gibt es nicht. Halleluja! VÖ: 16.3. >» www.myspace.com/iggyandthestooges