„Tatort“: Diesem Mann gehören die berühmten Augen aus dem Vorspann


Horst Lettenmeyer bekam damals 400 D-Mark für einen Drehtag. Den Schauspieldurchbruch feierte der heute 77-Jährige nie. Seine Augen (und seine Beine) kennt trotzdem eine ganze Nation.

Der „Tatort“ macht gerade Sommerpause. Am 3. Juni wurde die vorerst letzte Erstausstrahlung der legendären Krimireihe gezeigt, auf dem bekannten Sendeplatz (Sonntags, 20:15 Uhr, ARD) liefen seitdem wöchentlich alte Folgen. „Polizeiruf 110“ oder, wie am 8. Juli, Til Schweigers „Tatort“-Kinoflop „Tschiller: Off Duty“. Eine Gemeinsamkeit haben die „Tatort“-Filme neben den wiederkehrenden Kommissaren und entgegen Til Schweigers Wunsch aber alle: die Augen im Vorspann.

„Tschiller: Off Duty“: Erst Kino-Katastrophe, jetzt schlechte Quoten
Diese Augen gehören Horst Lettenmeyer. Seit über 48 Jahren starren sie Millionen „Tatort“-Zuschauer an und wurden in Kombination mit Klaus Doldingers Musik zum absoluten Markenzeichen eines jeden „Tatort“. Als 29-Jähriger rannte Lettenmeyer 1970 über den Münchner Flughafen in Riem, um den Vorspann zu einem „Pilotfilm“ einer neuen ARD-Reihe zu drehen. Neben seinen Augen würden darin auch seine Beine und, ganz kurz, seine Silhouette zu erkennen sein. Für den Tagesjob bekam Lettenmeyer damals 400 D-Mark.

„Der Vorspann gehört erneuert“

Horst Lettenmeyer

Später, als der „Tatort“ zu dem Fernseh-Erfolg wurde, der er bis heute ist, versuchte der Schauspieler und Synchronsprecher eine nachträgliche Beteiligung vor Gericht zu erwirken – vergeblich. Weil er Geld brauchte und weil seine Nebenrollen – er lieh etwa dem Ameisenoffizier in „Biene Maja“ seine Stimme und war neben Götz George in der „Tatort“-Folge „Der Pott“ zu sehen – ihm auch keinen Durchbruch bescherten, arbeitete Lettenmeyer als Elektrotechniker, gründete eine Lampenfirma und verkaufte laut eigener Aussage sogar welche an das britische Königshaus.

Der heute 77-jährige Horst Lettenmeyer lebt in Dachau bei München. Als ihn Journalisten dort vor zwei Jahren besuchten, berichtete Lettenmeyer ausführlich von seinen „Tatort“-Erfahrungen, seiner beruflichen Laufbahn danach und von seinem Privatleben.  Über den in all den Jahren niemals geänderten „Tatort“-Vorspann gab er damals indirekt Til Schweiger recht, obwohl Lettenmeyer für dessen Filme nichts übrig hat:  „Tatsächlich gehört der Vorspann erneuert.“, sagte er, der passe heute nicht mehr zu dem Format. Sein Fluch ist sein Segen: „Aber die Leute wollen nunmal die Augen sehen…“, so Lettenmeyer.

Die Sommerpause des „Tatort“ endet am 5. August 2018, wenn die ARD die Folge 1062 („Musik stirbt zuletzt“, Luzern) ausstrahlt – mit Lettenmeyers Augen und Beinen im Vorspann.

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Peter Bischoff Getty Images