Taylor Swift: Das steckt hinter dem emotionalen Finale von „The End Of An Era“

Von Bühnenkonzepten bis emotionale Befreiung: Wie Taylor Swift in den finalen Doku-Folgen die Magie ihrer Tour erklärt. Exklusive Einblicke ins Storytelling.

Kurzer Recap: Folgen drei und vier von Taylor Swifts Doku-Serie „Taylor Swift: The Eras Tour – The End Of An Era“ auf Disney+ spielten sich in den Vereinigten Staaten von Amerika ab – dem zweiten Abstecher der kommerziell erfolgreichsten Tour der Welt in das Heimatland des Megastars. Der Fokus der beiden Episoden lag besonders auf dem Werdegang der Künstlerin, dem Nostalgie-Faktor der Tournee und dem Aufdecken von Geheimnissen sowie intimen Details in Sachen Kostümen und Partnerschaften.

Swift jagte schon im Kindesalter dem Traum nach, ihre eigenen Songs auf großen Bühnen singen zu dürfen. Die heute 36-Jährige startete mit Theateraufführungen in der Schule und Performances an Karaoke-Abenden. Als Teenagerin und junge Erwachsene folgten Gigs auf Festen, in Vergnügungsparks und Bars, wie ihre Mutter, Andrea Swift, erklärte – bis Taylor schließlich Support-Act für Country-Größen wie Rascal Flats, Brad Paisley und Tim McGraw wurde und dem Publikum einheizte. Nach ihrem Job als Vorprogramm etablierter Künstler:innen spielte sie schnell eigene Shows – die immer größer und gefragter wurden.

Die Sängerin hatte laut ihrer Mutter schon immer eine genaue Vorstellung davon, wie sie sich ihr Musiker-Dasein und ihre eigenen Touren vorstellte. Eine große Hilfe im Bereich der Bühnen-Outfits ist ihr langjähriger Stylist Joseph Cassell. Gemeinsam mit namenhaften Modemarken erschufen die beiden über den Verlauf von zwanzig Jahren Looks, die bestimmte „Eras“ prägten und bei der gleichnamigen Tour als Inspiration für Kostüme von Fans dienten. Der asymmetrische REPUTATION-Catsuit wurde von den Swifties besonders gerne nachgeahmt.

In Episode vier plauderten die Songwriterin und ihre Mutter in verschiedenen Backstage- und Interviewsequenzen aus dem Nähkästchen. Die vorherrschenden Themen, bei denen sie den Zuschauer:innen intime Einblicke gewährten, waren: gescheiterte Beziehungen, Herzschmerz während der Tour durch gleich zwei Trennungen und das Kennenlernen ihres mittlerweile Verlobten – dem Football-Star der Kansas City Chiefs – Travis Kelce. Bei dem Zusammentreffen der beiden nahm die „The Eras“-Tour eine bedeutende Rolle ein.

Endhaltestelle Kanada – das Schlusskapitel eines kulturellen Phänomens

Die finalen Folgen fünf „Marjorie“ und sechs „Dieser Moment“ vom 23. Dezember bilden das Schlusskapitel der Erzählung über die „The Eras“-Tour. In den letzten 95 Minuten der Serie kehrt die Konzert-Reihe in Kanada ein. Die insgesamt neun verbleibenden Shows in Toronto und Vancouver verdeutlichen ein allerletztes Mal, wie die Tour innerhalb ihrer zweijährigen Laufzeit Rekorde brach und zu einem Symbol von Positivität, Individualität und Verbindung wurde. Zum Ende der Serie wird es noch einmal richtig emotional. Swift gibt in den letzten beiden Episoden Einblicke in ihre Leidenschaft des Storytellings, das sich in vielen Aspekten der Tour wiederfindet. Außerdem versucht die Künstlerin, der Magie des entstandenen Kultur-Phänomens auf die Spur zu kommen und verschafft den Zuschauer:innen einen ungefilterten Blick auf ihren Gefühlszustand über eine „Era“, die bald Geschichte sein würde.

Storytelling als Lebenselixier

Wer Taylor Swift kennt, weiß, dass sich bei ihr alles um das Geschichten-Erzählen dreht. Besonders während des Songwritings beschreibt die Künstlerin Szenen aus ihrem Leben oder aus ihrer Vorstellung heraus bis ins kleinste Detail. Oftmals verwebt sie in ihren Liedern „mehrere Erzählstränge miteinander“, wie sie in Episode fünf erklärte. Währenddessen wurden Studioaufnahmen vom Entstehungsprozess ihrer zwölften Platte THE LIFE OF A SHOWGIRL in Schweden eingeblendet. Das Album entstand innerhalb der Tour-Pausen in 2024 mit den schwedischen Produzenten Max Martin und Schellback – im zweiten Jahr der „The Eras“-Tour. Die Liebe und das Detail fürs Storytelling zeigt sich aber nicht nur in den Lyrics der Songwriterin, sondern auch in anderen Aspekten ihres Jobs – so auch bei der Konzeption der Bühne(nelemente).

Aufgrund der Pandemie und der massiven Produktion, die die „The Eras“-Tour nun einmal war, musste die Sängerin weitestgehend auf Fan-Interaktionen verzichten – die auf ihren früheren Tourneen Teil jeder Show waren – wie Andrea Swift anmerkte. Das „Stillegen der Tour“ hätte laut ihr zu einer „Katastrophe“ geführt. Als Ausgleich für die zurückgefahrene Fan-Interaktion war es der Künstlerin und ihrem Team besonders wichtig, dem Publikum eine eindrucksvolle Show zu bieten – die von überall im Stadion zu sehen sein sollte. Das Team kreierte dafür unzählige visuelle Eindrücke in Form von Videos, die auf den LED-Boden der Bühne und verschiedene Leinwände übertragen wurden. Jede von Swifts 44 Performances pro Abend lösten bei den Fans „emotionale Reaktionen“ aus, diese gaben Leuten in der letzten Reihe des Stadions das Gefühl, ganz nah am Geschehen dran zu sein, so beschrieb es der Szenenbildner Ethan Tobman in einer Interview-Sequenz.

Auch Überraschungsmomente wie das wortwörtliche Eintauchen von Swift in die Bühne beim Übergang des Akustik-Sets in die letzte „Era“ des Abends MIDNIGHTS dienten dazu. Während des Akustik-Sets sorgte die Künstlerin für weitere Überraschung bei den Swifties. Die Sängerin performte dafür in einer One-Woman-Show immer wechselnde Songs an der Gitarre und an dem Klavier. Im Verlauf der Tour spielte sie nicht nur jeweils einen Track pro Instrument, sondern fügte mehrere ihrer Lieder zu einem Mashup zusammen.

Die Magie der Tour auf den Punkt gebracht

In Folge sechs versuchte Swift während einer Interview-Sequenz zu erklären, wie sich die Welttournee im Verlauf der Zeit zu einem kulturellen Phänomen entwickeln konnte. Die Künstlerin ist sich sicher, dass Gefühle dabei eine besondere Rolle spielten. Jeden Abend aufs Neue durchlebten Fans in den dreieinhalb Stunden der Show eine Bandbreite an Emotionen, die wie eine „massenhafte emotionale Befreiung“ fungierte.

Swift fasste die Achterbahn der Gefühle als eine Mischung aus: „Freude, Zähne fletschender, wütender Verbitterung und verzweifelte, herzzerreißende, sehnsüchtige, theatralische Magie“ zusammen. Diese starken emotionalen Zustände einte die Fans in ihren sonst so unterschiedlichen Lebensrealitäten und Überzeugungen. Der Popstar ist sich allerdings auch darüber bewusst, dass für das Entstehen eines kulturellen Phänomens Zeitgeist, Momentum und die Einstellung der Menschen zu ihr als Person zusammengespielt haben müssen.

Hier den Trailer von „The End Of An Era“ anschauen:

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Ambivalente Gefühle am letzten Showtag und Bilanz der „Eras“-„Era“

In den Endzügen der Doku wird klar, dass Swift sich als Boss des weltweiten Exportschlagers für die Emotionen ihrer Fans und die ihres Teams verantwortlich fühlte, die während des Finales aufkamen – sowohl für die guten als auch für die schlechten. Sie verriet in der finalen Episode der Serie, froh darüber zu sein, dass das Kapitel der „The Eras“-Tour – für das sie ein Jahr und acht Monate lang den Atem anhielt – nun ein Ende fand.

Denn: Während dieser Zeitspanne hatte die Künstlerin für alles, das ihr „optional“ erschien, laut eigener Aussagen keine Zeit und keine Kraft übrig. Trotz des Stolzes, den sie gegenüber ihrem Team und der Tour empfand, wurde in einem Gespräch mit ihrer Mutter im Backstage-Bereich deutlich, dass sie vor der dritten und letzten Show in Vancouver „seltsam nervös“ war, wie sie es nannte.

Kurz vor dem finalen Auftritt – während die Künstlerin noch in der Maske sitzt – erklärte sie, wie viele Sorgen in dem Moment von ihr abfielen. Um die Ängste zu verdeutlichen, die Swift seit dem Start der Tour plagten, begann sie ihre Wünsche aufzuzählen, die sie für das Großprojekt hatte: „Alle sollten sich sicher fühlen, keiner sollte sich während einer Show verletzen und der Tour sollte kein Schaden zugefügt werden.“ Die Bilanz nach knapp zwei Jahren fiel positiv aus. Das Team und Swift selbst blieben von schwerwiegenden Verletzungen während der 149 Auftritte verschont. Auch eine mögliche Terrorgefahr in Wien, über die die Sängerin in Folge eins sprach, konnte von österreichischen Sicherheitsbehörden vereitelt werden. Die Sicherheit beim darauffolgenden Tour-Stopp in London wurde durch die Verschärfung der Vorkehrungen in und um das Wembley Stadion gewährleistet.

Die Angst vor weiterer solcher Ereignisse stecken aber wohl immer noch tief in den Knochen der Künstlerin. Doch Taylor Swift legte auch für die finale Show in alter Showgirl-Manier einen Schalter um – der ihre Emotionen für dreieinhalb Stunden außer Gefecht setzte – und gab für das Publikum alles, was sie hatte. So konnten die Fans für die Dauer des Konzerts in eine glitzernde Traumwelt abtauchen und keiner musste sich währenddessen um den Popstar sorgen – was Swifts oberste Priorität seit Beginn der Tournee war. Um es in den Worten der Songwriterin zu sagen: „Man muss das Leben so nehmen, wie es kommt. Eine ‚Era‘ nach der anderen und sehen, was passiert.“