Umfrage zeigt: Jede(r) Zehnte fühlt sich auf Festivals nicht sicher


Eine große Umfrage von 80 deutschen Musikfestivals, bei der 37.000 Festivalfans mitmachten, zeigt interessante Tendenzen: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, kleine Open Airs sind beliebter als große und Corona konnte die Festival-Lust nur bremsen und nicht killen. Eine wichtige Baustelle: Sicherheit und Awareness.

Der von der „Hoeme – für Festivals GmbH“ (die auch die zitierte Umfrage konzipierte) organisierte „Festival Playground“ dürfte in der deutschen Festivallandschaft ein bisher einmaliges Happening gewesen sein. Am Wochenende vom 18. bis zum 21. Juni trafen sich auf dem Gelände des Pangea Festivals Vertreterinnen und Vertreter von 80 deutschen Festivals, um gemeinsam konstruktiv und durchaus kontrovers über die Zukunft ihrer Branche zu diskutieren.

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Umfrage als Basis für Panels und Workshops

In Workshops und Panels ging es um Themen wie Nachhaltigkeit, Awareness, systemischen Rassismus und Diversität. Mit dabei waren zum Beispiel: Electrisize, c/o pop, Puls Open Air, Sea You Festival, Nature One, About You Pangea Festival, Reeperbahn Festival, Summerjam Festival, Summer Breeze Open Air, Fluid Festival, Open Flair, Rocco del Schlacko,  Jenseits von Millionen, moers festival, Green Juice Festival, Juicy Beats, lunatic Festival, MS Dockville, Maifeld Derby, Futur 2 Festival, Rocken am Brocken, Immergut Festival, Umsonst & Draußen Würzburg.

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Basis dieser Gespräche war vor allem ein große Online-Umfrage, die man gemeinsam mit allen teilnehmenden Open-Airs in den Wochen vor dem „Festival Playground“ durchgeführt hatte. Dabei gaben 37.000 Fans insgesamt 2,6 Millionen Antworten. Nun haben die Veranstalterinnen und Veranstalter die ersten Erkenntnisse bekannt gegeben. Weitere sollen Folgen.

Die Pandemie-Pause befeuert den Bock auf Festivals

Was wohl alle von uns spüren, zeigen auch die Zahlen: Der „durchschnittliche Fan“ besuchte vor Corona 2,61 Festivals pro Jahr, nach Corona werden es 3,12 sein. Das bedeutet, dass zahlreiche Teilnehmende angeben, ihr Festivalpensum moderat zu erhöhen.

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Klein und fein schlägt groß

Außerdem ist eine leichte Tendenz zum Besuch kleinerer Festivals zu erkennen. Was natürlich auch daran liegen kann, dass viele der Teilnehmenden selbst eher über kleine bis mittelgroße Festivals zur Umfrage kamen. Kleine und mittelgroße Festivals (3.000 – 25.000 Besuchende) bekommen laut der Umfrage in Zukunft mehr Zulauf während große Festivals (50.000+) in den nächsten Jahren 6,3% weniger Besuchende verzeichnen werden

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Rein in die Menge!

Die Frage, ob man sich sobald die Zeiten wieder „normaler“ werden, erneut in die Menschenmassen werfen will, die ja zu einem Festival dazugehören, gab es eine eindeutige Antwort: 93,7% aller Befragten haben nach Corona keine Sorge vor Menschenmassen und wünschen sich Festivals wie vor der Pandemie zurück.

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Mehr Diversität im Line-up wird „nur“ von einer kleinen Mehrheit gewünscht

An diesem Punkt hätte man sich gerne ein wenig mehr Klarheit gewünscht, aber von den 37.000 an der Umfrage teilnehmenden Personen (wie das Geschlechterverhältnis dabei war, wurde leider noch nicht kommuniziert) wünschen sich 56,6 % mehr Diversität im Line-up. Das ist eine kleine, aber eindeutig eine Mehrheit. Und wenn man sich das Geschlechterverhältnis der großen Festivals so anschaut, sind die Werte dort noch sehr weit von einem Fifty-Fifty entfernt.

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Eine deutliche Mehrheit für nachhaltige Konzepte

„Fridays For Future“ und Co. hat auch bei den Festivalfans das Bewusstsein geweckt, dass Nachhaltigkeit gerade bei Events ein wichtiger Punkt ist. Eine Tendenz, die ja in den letzten Jahren vermehrt auch von den Veranstaltenden aufgegriffen wurde. 67,8% der Festivalfans finden laut der Umfrage, dass Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Themen der Zukunft ist, das Veranstaltende angehen sollten.

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Awareness und Sicherheitsempfinden müssen verbessert werden

Wie die Umfrage außerdem ergab, fühlt sich jeder zehnte Besuchende eines Festivals nicht sicher. Vor allem Frauen und nicht männlich gelesene Personen haben Angst vor Belästigung von alkoholisierten Personen oder Gruppen und fürchten Übergriffe, die oft durch eine nicht ausreichende Infrastruktur (schlechte Beleuchtung etc.) befördert werden. Hier gab es zwar auch bei den ganz großen Playern wie Rock am Ring und Hurricane in den letzten Jahren Awareness-Teams und Anlaufstellen, dennoch ist auf diesem Feld noch viel Luft nach oben, damit ein Festival der vergnügliche Safe Space ist, der es sein sollte.

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Wie es mit der Umfrage und den Erkenntnissen vom „Festival Playground“ weitergeht, erfahrt ihr hier.