Des Königs neue Kleider


Da haben wir ihn also, den „Hype“ des neuen Jahres, der die Mode dieses Sommers kreieren wird. In spätestens zwei Monaten wird halb Europa in diesen Anzügen und individuell gesprayten Boots durch die Straßen traben – und niemand wird mehr behaupten, daß Pferdeschwänze bei Männern seit der Hippie-Ära der 60er ja wohl aus der Mode seien. Schuld daran sind King und ihr Frontman Paul, Kopf und Sprecher der Band, die aus der englischen Kleinstadt Coventry stammt. King sind keine neue Band; sie tingelten schon jahrelang durch kleine Hallen und machte sich als Liveact einen bescheidenen Namen. In dieser Zeit fand Paul seinen eigenen Bühnenstil: grotesk hohe Sprünge mit angewinkelten Knien, schleichender Gang wie ein Einbrecher in einem Comicstrip und immer wieder sekundenlang eingefrorene Posen. Pauls Schauspiel- und Pantomimenschulung hat hier deutliche Spuren hinterlassen.

Als ich Paul King im Dezember zum ersten Mal traf, war der Erfolg von „Love & Pride“ noch nicht abzusehen. Damals spielten sie im Vorprogramm des Culture Clubs; vier Monate später hat die Band einen eigenen Nr. 1 -Hit – und die zweite Single „Won’t You Take My Hand Now“ wird zweifellos in die gleiche Kerbe schlagen. Wir sitzen uns in einem kleinen Londoner Restaurant gegenüber. Pauls blauer Trainingsanzug, die rotsilber eingefärbten Boots und der schwarze Pferdeschwanz passen so gar nicht in diese konservative Umgebung.

Image spielt in diesem Geschäft eine ebenso bedeutende Rolle wie die Qualität der Musik. Paul wäre der letzte, der das bestreitet: „Seil meinen Teenagerjahren habe ich ein Image, das etwas mit meinem individuellen Stil zu tun hat. Kleider sind wie Statements; sie sagen etwas über ihren Träger aus. Dieses Qutfit spiegelt unsere Musik wider. Sowohl unsere Musik als auch die Kleider sind witzig und zeigen einen Sinn für Optimismus, Stolz und Ehrlichkeit.“

Daß bei dieser Einstellung Roxy Music als Vorbild erwähnt wird, wundert nicht:

„Bei Roxy Music hat alles gestimmt: Musik, Image, Bühnenpräsentation. Das würde ich gerne für King auf einer anderen Ebene erreichen.“