Foo Fighters beim Lollapalooza Berlin 2017: 5 Beobachtungen über die größte U-50-Rockband der Welt


Am Sonntag legten die Foo Fighters ein gewohnt spektakuläres Rockkonzert beim Lollapalooza Berlin 2017 hin. Setlist und Show waren zu 80 Prozent erwartbar – der Stimmung tat das keinen Abbruch.

ROCK in Großbuchstaben: Wer von den Foo Fighters eine Unterhaltungsshow mit den größten Hits ihrer 22-jährigen Karriere erwartet hatte, wurde von Dave Grohl und seinen fünf Freunden nicht enttäuscht. Zwar kündigte der zu Anfang ihres über zweistündigen Headliner-Sets am Sonntag beim Lollapalooza Berlin an, man werde „Shit von all ihren neun Alben spielen“, ein Schwerpunkt ihrer 20 Songs starken Setlist lag mit „I’ll Stick Around“, „This Is A Call“, „Big Me“, „My Hero“ und dem fantastischen Abschluss „Everlong“ aber auf ihrem Frühwerk. Grohls wiederholte Schrei-, „Yeah“- und „Motherfucker“-Ansagen ähnelten bisweilen einer Rockstarparodie, so ist der Kerl eben. Für noch mehr Abwechslung sorgte Festivalgründer Perry Farrell, der mit den Foo Fighters Jane’s Addictions „Mountain Song“ sang, sowie eine gewisse Taylor Greenwood, die Grohl als „Next Big Thing“ ankündigte und mit ihm die aktuelle Foo-Fighters-Single „The Sky Is A Neighborhood“ besser machte, als sie eigentlich ist. Bester von vielen guten Momenten: In einem Jam inmitten von „Best Of You“ bricht die Band aus ihrem eigenen Korsett aus, erinnert an Led Zeppelin, Pearl Jam und die Siebziger und gibt Keyboarder Rami Jaffee den Raum, den er viel öfter kriegen müsste. So oder so: Würdiger einziger Deutschlandauftritt einer der größten Stadionrockbands dieser Tage. Dem wird auch ihr berechenbares neues Album CONCRETE AND GOLD keinen Abbruch tun.

Foo Fighters live beim Lollapalooza Berlin 2017: 5 weitere Beobachtungen über die größte U-50-Rockband der Welt

1. Dave Grohl grenzt an eine Schweinerockerparodie – und kann Koketterie

Lollapalooza Berlin 2017, Tag 2: Foo Fighters, The xx, Cro und Co. – Fotos und Nachberichte
„Hi, ich bin Dave!“, stellt sich Grohl artig den rund 50 Prozent der 80.000 Zuschauer vor, die die Foo Fighters laut Handzeichenmeldung heute zum ersten Mal live sehen. Dass er einer der größten, wenngleich wohl bodenständigsten Rockstars dieses Planeten ist, weiß Grohl natürlich. Aber gute Manieren bleiben gute Manieren – und fluchen kann der Teufelskerl ja auch: So oft und übertrieben er „Motherfucker“, „Shit“,„Fuck“ und wortloses Geschrei zwecks Call-And-Response („Ihr werdet heute Eure Stimme verlieren, nicht ich!“) in die Menge ruft, wirkt er manchmal wie die Parodie eines Rockstars. Aber dies ist ja genau das, was die Fans wollen. Die Foo Fighters geben es ihnen, 2:15 Stunden lang.

2. Taylor Hawkins ist der Bruder von Frank Zander

Sind DAS echte Zähne? Taylor Hawkins von den Foo Fighters in Aktion

„Taylor Hawkins, my brother from another mother“, stellt Grohl seinen Schießbuden-Buddy vor. Somit ist Grohl aber auch mit Frank Zander verwandt, denn ein subjektiver Vergleich (Die Stimme, die Lache, der Schnurrbart, das gelbblonde Haar!), den der Autor dieses Textes zog, bevor Hawkins „Cold Day In The Sun“ sang, legt nahe: Hawkins und Frank Zander MÜSSEN ebenfalls brothers from different mothers sein. Hawkins‘ strahlendes Gebiss wirkt zudem, als habe man ihm eines mit zu vielen Zähnen in den Mund gesteckt. Wie ein Comic-Hai. Oder wie diese Schildkröte hier:

3. Wenn die Foo Fighters laden, kommt nicht nur Publikum

Die Foo Fighters waren immer schon auch für ihre Gastmusiker bekannt. Auf dem neuen Album sind das unter anderem Paul McCartney und Justin Timberlake, in der laufenden Live-Saison standen etwa Rick Astley und Grohls Tochter mit ihnen auf der Bühne. Liam Gallagher hingegen wollte nicht. Beim Lollapalooza Berlin holte Grohl sich zwei Gäste ans Mikro, die er schon öfter lud: US-Sängerin und Model Taylor Greenwood hat er schon vor Jahren unter seine Fittiche genommen, am Sonntag sang sie mit ihm die aktuelle Foo-Fighters-Single „Sky Is A Neighborhood“. Lollapalooza-Gründer und Paradiesvogel Perry Farrell wiederum sang mit den Foo Fighters seinen eigenen „Mountain’s Song“ aus Jane’s-Addiction-Zeiten und erinnerte damit nicht nur die Älteren im Publikum an die Neunziger. Grohl begrüßte ihn mit den Worten: „1991 nahmen wir mit dieser Band, in der ich trommelte, ein Album in Los Angeles auf. 14 Tage für 12 Songs. Wir wussten damals nicht, ob es gut werden würde. Währenddessen jedenfalls fand draußen zum ersten Mal das Lollapalooza Festival statt, mit den Nine Inch Nails, Siouxsie And The Banshees, Butthole Surfers, Rollins Band, Body Count und so weiter. Dieser Mann hier war für all diese Livemusik verantwortlich und ist es bis heute!“ Für die Begriffsstutzigen: Was Grohl da aufnahm, war Nirvanas NEVERMIND.

4. Foo Fighters sind wie Steaks für Karnivoren: am besten so roh wie möglich zu genießen

Mit den ersten zwei Songs machen sie deutlich, wo ihr Hammer mal hing: „I’ll Stick Around“ von ihrem Debüt und sogar ihr Grammy-prämiertes „All My Life“ sind deutlich mehr Punk- als Stadionrock. Entsprechend erfrischend, weil unpoliert und an rohere Produktionen erinnernd, kam auch „This Is A Call“ in der Setlist daher. Die Schuld geben wir Pat Smear: Die unscheinbare Gitarrenlegende (er spielte mit Nirvana ihr MTV-Unplugged-Konzert) ist zwar nicht der Leadgitarrist der Foo Fighters. Aber der Punkrockspirit kehrte erst mit seiner Studiorückkehr wieder auf ein Album der Foo Fighters (WASTING LIGHT, 2011, wovon sie auch „Rope“ spielten) zurück. Dass er, als Grohl die einzelnen Bandmitglieder vorstellte, „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones anstimmt, kommt wohl nicht von ungefähr.

5. Schade und gut, dass viele weitere Songs nicht gespielt wurden

„Monkey Wrench“, „Hey Johnny Park“, „For All The Cows“, „Generator“ – die Liste der Songs, die die Foo Fighters auch gut und gerne hätten spielen können, ist lang. Die Liste der Lieder, die sie zum Glück nicht gespielt haben, ebenfalls: Entgegen Grohls Behauptung, man spiele heute Shit von jedem Album, wurden zumindest die Hänger in ihrer Karriere (IN YOUR HONOR und ECHOES, SILENCE, PATIENCE AND GRACE) nicht unnötig ausgeschlachtet. Und auch vom neuen Album CONCRETE AND GOLD, das ihrem Werk nichts Neues hinzufügt, ließen sie nur die zwei offiziellen Singles raus. Wir wetten: In zwei bis vier Jahren, wenn die Foo Fighters mit ihrem zehnten Album wieder um die Welt touren, werden kaum mehr Songs aus CONCRETE AND GOLD in den Setlists hängengeblieben sein. Aber entertaining as fuck werden die Foo Fighters bleiben.

Foo Fighters live beim Lollapalooza Berlin 2017 – die Setlist:

Foo Fighters Setlist Lollapalooza Berlin 2017 2017, Concrete and Gold Tour

Videomitschnitte des Lollapalooza-Berlin-Konzerts der Foo Fighters findet Ihr auf YouTube.

Anlässlich des neuen Albums haben wir uns auch die alten der Foo Fighters nochmal gegeben – unsere Werkschau:

Und hier ein Kommentar zum Unternehmen Foo Fighters:

https://www.musikexpress.de/warum-die-welt-kein-neues-album-der-foo-fighters-braucht-es-ihr-auch-nicht-schaden-wird-833515/