Gossen-Groove


Schon mit seinem Debütalbum FINE MALT LYRICS (1992) katapultierte sich das US-Trio in die Oberliga der amerikanischen HipHop-Szene. Ihre publikumswirksame Mischung aus bösartigen Gangsta-Raps und harten, aber eingängigen Grooves sicherte Erik Schrody, Danny Boy O’Connor und DJ Leor DiMont aber nicht nur in den Vereinigten Staaten Edelmetall in Mengen. Auch in Europa schaffte das Album den Sprung in die oberen Regionen der Charts. Die Single „Jump Around“ bescherte der bösen Band aus Los Angeles sowohl unter HipHop-Puristen als auch im Rock’n’Roll -Lager eine vergleichsweise große Fangemeinde. Deren Erwartungshaltung war – was den Nachfolger von FINE MALT LYRICS betrifft – naturgemäß hoch. Nicht zu Unrecht, wie das nun vorliegende zweite Album von House Of Pain beweist. SAME AS IT EVER WAS, der Titel ist dem Song „Once In A Lifetime“ von den Talking Heads entlehnt, schließt nahtlos an den hohen Qualitätsstandard seines Vorläufers an. House Of Pain, drei Amerikaner irischer Abstammung, vermitteln mit ihrer Musik und ihren Texten ein authentisches Bild der Ghettos von Los Angeles. Die Lyrics könnten direkt in South Central entstanden sein – radikale Poesie statt feingeistiger Dichtkunst, Gosse statt Hollywood Hills, pure Wut statt moderater Melodie. Songs also, so romantisch wie ein Orkan über der Irischen See. Ihre Radikalität unterstreichen House Of Pain, die dem Dunstkreis um Ice Cube, Del Tha Funkee Homosapien und Funk Doobiest entstammen, auch durch ihr Erscheinungsbild: großflächige Tattoos, Ringe auch dort, wo man sie gemeinhin nicht vermutet, derbe Arbeitsklamotten – Erik Schrody und Kumpane umgeben sich mit den gängigen Requisiten der Bad-Boy-Szene. Und dieses Bild der bösen Buben zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch ihre Musik. So outet „On Point“, eine Dreieinhalb-Minuten-Session aus Zuruf und Antwort, Leor DiMont alias Lethal als gemeinen Straßendieb. Ums Klauen dreht sich auch der Song „It Ain’t A Crime“. Eine Nummer, die den Diebstahl im Dschungel der Großstadt als Teil eines erbarmungslosen Überlebenskampfes darstellt. Fast schon erstaunlich: Bisweilen schlagen die Bad Boys aus L.A. sogar versöhnliche Töne an. So etwa in „Still Gotta Lotta Love“, einem Song, in dem die harten Hinterhöfler ihren weichen Kern nach außen kehren – auch Bosheit hat halt ihre Grenzen. Grundsätzlich aber regiert die Macho-Attitüde. Da ist der „Dick“ des Mannes bester Freund. Um so bemerkenswerter, daß House Of Pain in musikalischer Hinsicht ihren Horizont beträchtlich erweitert haben. So bedient DJ Lethal sich zunehmend im reichen Fundus der Klänge. Ohne Berührungsängste zitiert er Thelonious Monk genauso wie Henry Rollins:“Wir wollten unseren Stil vielfältiger gestalten, ohne dabei unseren charakteristischen Sound zu opfern.“ Das Resultat beweist, daß House Of Pain sich damit erneut auf dem richtigen Weg befinden.