Judie Tzuke – I Am The Phoenix
Na, Joan Armatrading hat ja auch über fünf Jahre gebraucht, ehe sie dank Presse und TV endlich die Publikumsresonanz fand, die sie wegen ihrer wunderbaren Musik verdiente. Warum sollte es da Judie Tzuke anders ergehen? Auch Judie ist, trotz zweier sehr guter Alben namens WELCOME TO THE CRUISE und SPORTS CAR, nach wie vor im Stadium des Geheimtips.
Zunächst die Parallelen: Wie Armatrading schreibt Tzuke (teils gemeinsam mit Paul Muggleton) fast alle Songs selbst und läßt neben Sinn für substantielle Texte (wo bleibt das Textblatt, liebe Phonogram?) auch Gespür für abwechslungsreiche Arrangements bemerken. Stilistisch wirkt Tzuke einerseits enger, andererseits fast noch subtiler als Armatrading. Stimmlich jedoch machen sich deutliche Unterschiede bemerkbar: Tzuke klingt glockenhell, beinah zart und doch dynamisch – so, als wenn Debbie Harry wirklich singen könnte. Marktstrategisch sitzt Tzuke ein wenig zwischen den Stühlen: Die Exotik der Armatrading fehlt, stattdessen sieht Tzuke aus wie eine etwas wirre Kopie von Olivia Newton-John – was sich imagemäßig wohl für die wenigsten mit dem hohen Anspruch der Musik verträgt. Nicht, daß ich jetzt zur Fraktion der Macker übergewechselt wäre – ich vermute nur, daß noch eine Menge Leute ihre Ohrengenüsse nach Augenmerk kaufen …
Jedenfalls ist I AM THE PHOENIX, obgleich ein wenig schwächer als der Vorgänger SPORTS CAR, eine durchweg großartige Platte, die erst bei häufigem Hören ihre detaillierten Qualitäten offenlegt – und die liegen vor allem in den Texten und ebenso sparsamen wie effektvollen instrumentalen Kleinigkeiten in allen neun Songs. Ich würd’s allerdings, nur mal „zum Spaß“, beim nächsten Mal mit einem Produzenten Marke Glyn Jones versuchen …
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