OstPUNK! – Too much future

Sie hießen L’Attentat, Wutanfall, Zwitschermaschine, Die ambulanten Musikanten auf dem Weg ins Hospital, und teilweise hießen sie sogar gar nicht. Ihre Geschichten begannen wie die der meisten Jugendlichen. Sie drehten sich um Anpassung und Abwehr, um Romantik und Eifersucht, um Neid und Freundschaft, um Liebe und Gewalt. Doch ihre Geschichten entwickelten sich anders, endeten anders. Sie führten über Aufenthalte in Jugendgefängnissen, in denen Namen gegen Ziffern eingetauscht wurden. Eine der Hauptfiguren dieser Geschichten leidet bis heute unter dem zwangsverordneten Zukunftsoptimismus ihrer ehemaligen Heimat. Ihr Name ist Mita Schamal, bis zu ihrer Inhaftierung 1983 war sie Schlagzeugerin der Ostberliner Punkband Namenlos. Zusammen mit fünf anderen Protagonisten des DDR-Punks ruft sie hier ein fast vergessenes Kapitel deutscher Jugendkultur in Erinnerung. Dass diese Dokumentation ohne die Drögheit eines Geschichtsgrundkurses auskommt, ist ihren Regisseuren Carsten Fiebeler(„Kleinruppin forever“)und Michael Boehlke (Ex-Sänger der Ostpunks Planlos) zu verdanken: Langatmige Interviewpassagen spulen sie einfach vor; störende Telefonanrufe am Set und deren Ankündigung durch noch störendere Klingeltöne bleiben da, wo sie hingehören: in der ungeschönten Realität. Durch diese schamlose künstlerische Freiheit, sattes zeitdokumentarisches Super-8-Archivmaterial und effektive Bildkollisionen von SED-Aufmärschen und illegalen Punkkonzerten gelingt es diesem Film nicht nur, die Bewegung fortzusetzen, die er abbildet, sondern für 93 Minuten selbst Teil dieser Bewegung zu sein.

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