PJ Harvey :: To Bring You My Love
Courtney Love sorgt als lustige Witwe für Furore, Liz Phair aus Chicago wird als Amerikas neue Amazone gefeiert doch das wahre Riot Girl kommt aus England und hat weder einen prominenten Ex-Gatten, noch eine trendgerechte Herkunft vorzuweisen. Spektakulär an Polly Jean Harvey ist lediglich ihre Musik: ein düsterer Soundtrack von beschwörender Intensität, den die offensive Chanteuse bisweilen mit markerschütternden Vokalausbrüchen garniert. Mit übersteuerter Stimme und der manischen Besessenheit eines Iggy Pop röhrt sie den Titelsong und läßt den aggressiven ‚Black Snake Moan‘ vom Stapel, mit Klagegesängen à la Patti Smith (‚Teclo‘) besingt sie die Abgründe menschlichen Daseins. Die unbarmherzige Härte und exhibitionistische Offenheit ihrer bisherigen Songs ist allerdings einem versöhnlicheren Grundton gewichen. Ob sich Frau Harvey neuerdings zu den Jesus People zählt, bleibt fraglich – zumindest singt sie mittlerweile erstaunlich oft vom Herren und Erlöser. TO BRING YOU MY LOVE, während des letzten Herbstes in London und Dublin aufgenommen, gibt sich alles in allem zurückhaltender, vorsichtiger, abwägender als die Vorgängeralben DRY und RID OF ME. Geblieben ist das spartanische Spiel ihrer Begleitband, die zwischen Minimalismus und Brachialität das ganze Dynamik-Spektrum souverän beherrscht. Absoluter Mittelpunkt des Geschehens bleibt Polly Harvey, die nicht zuletzt als Co-Produzentin dem Werk ihren unvergleichlichen Stempel aufdrückt. In lohn Parish, der bereits bei ihrer ersten Band Automatic Diamini mit von der Partie war, fand sie zudem einen kongenialen Partner.
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