U2 – How To Dismantle An Atomic Bomb :: The Unforgettable Joshua War
Eines ist auffällig: Die neue U2 war noch gar nicht erschienen, schon rührte Bono mit ungewohnt sensarionalistischen Worten die Werbetrommel. Dieses Album sei für die Band wie ein Debüt, sagt er. Dem englischen „Q“-Magazin teilte er mit, man hätte 25 Jahre gebraucht, um so ein Werk aufzunehmen. Natürlich: Der Sänger und Menschenfreund ist lange genug dabei, um zu wissen, wie man Spannung aufbaut. Warum er das so explizit tut, fragt man sich dann aber schon. Zudem kann man sich keinen aufmerksamkeitserheischenderen Titel als „Wie man eine Atombombe zerlegt“ vorstellen. Wer sich darob an die Zeit des N ATO-Doppelbeschlusses erinnert fühlt. Hegt gar nicht so falsch. Schon mit ALL THAT YOU CAN LEAVE BEHIND hatten sich die berühmtesten Iren der Welt auf ihren Stil vor 20 Jahren besonnen. Lag der Schwerpunkt damals auf dem Sound von THE JOSHUA TREE, konzentriert sich nun allesaufdiePha.se um WAR. Dafür spricht allein schon die Tatsache, dass U2 sich nach einem missglückten Intermezzo mit Chris Thomas für Steve Lillywhite als Hauptproduzenten entschieden haben – den Mann, der einst bei „Sunday Bloody Sunday“ und anderen frühen U2-Hits assistierte. Die Folgen dessen sind ohrenfällig. „Miracle Drug“ ist genau der hymnische Rocksong, den U2 auch schon 1983 hätten machen können. An „Love And Peace Ot Else“, einem Schlüsselsong, waren ganze fünf Produzenten beteiligt. Es ist ein bombastischer Brecher- laut, hart, düster und schräg zugleich. Bei „All Because Of You“ hat man dagegen den Eindruck, The Edge habe Signale des Garagenrock-Revivals zu deuten versucht. Und dann ist da noch das, was Musiker in Interviews so gerne als „persönliche Momente“ bezeichnen. Den auffälligsten findet man in „Sometimes You Can’t Make lt On Your Own“, einer Hommage Bonos an seinen verstorbenen Vater. Das sind markante Momente einer Platte, die unzweifelhaft die Handschrift des Quartetts aus Dublin trägt. Genau darin liegt wohl das Problem: Es klingt in etwa so, wie man es erwarten konnte. Vielleicht würde es zu weit gehen, wenn man von U2 heute den Multimedia-Stil der Neunziger oder andere innovative Akzente fordert. Doch für ein Album, das laut öffentlichem Getöse einen Neuanfang darstellen soll, hätte man sich neben historischen Reminiszenzen wenigstens zeitweise mehr Wagemut und gegen Ende hin auch bessere Songs gewünscht.
www.u2.com
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