Willy Deville :: Loup Garou

Als Werwolf so die Übersetzung von „Loup Garou“ kommt uns Willy DeVille auf seinem dritten New-Orleans-Album, seinem zwölften insgesamt. Und wie die beiden Vorgänger, VICTORY MIXTURE und BACKSTREETS OF DE-SIRE (die Live-CD mal nicht gerechnet) erobert auch das neue Werk den Zuhörer nicht gerade im Sturm. Der Dandy from the underworld nimmt sich Zeit und lebt auf ‚No Such Pain As Love‘ erst einmal seine Leonard-Cohen-Phantasien aus, samt Beatles-Reminiszenzen im Refrain. Auf ‚Runnin‘ Through The Jungle“ hat sich die Krähenstimme warm gesungen, und mit dem dritten Song, ‚When You’re Away From Me‘, beginnt das Album richtig. Willy sprüht vor Charme, sein Gesang hat Soul und Leidenschaft, die Reise kann beginnen. Vom eleganten, swingenden French Quarter (‚Ballad Of The Hoodlum Priest‘, ‚Heart Of A Fool‘) zu den Sümpfen des Mississippi-Deltas (‚White Trash Girl‘), vom Mexiko der Mariachis (‚Still‘) zur Westküste Irlands (‚Angels Don’t Lie“) gibt Herr DeVille den Mann von Welt. Göttlich der Schmatzfetzen ‚You’ll Never Know‘ im Duett mit Brenda Lee, begleitet von schmelzenden Streichern, vorzüglich gelungen auch das Titelstück: zu unheilverkündenden Trommeln,

dräuenden Gitarrenklängen und gespenstischen Voodoogesängen macht uns Willy den Werwolf, knurrt etwas von schwarzen Schlangen und heult den fetten Mond an. Zum Ausklang covert der Maestro ‚Time Has Come Today‘ von den Chambers Brothers (deren gleichnamiges Soulrock-Album von 1967 übrigens sehr zu empfehlen ist), verabschiedet sich – wie sonst? – mit dem schaurig-schönen Wiegenlied eines Vampirs (‚My One Desire‘) und verschwindet in die Nacht. Zurück bleibt ein Album, in das man sich auf den zweiten Blick verliebt, dann aber bis über beide Ohren.