BMW-WELT, MÜNCHEN


Warum der R’n’B-Überhype der vergangenen Monate sein einziges Deutschland-Konzert ausgerechnet in den messeartigen Räumlichkeiten der BMW-Welt stattfinden lässt, wissen wohl nur die anzugtragenden Herren im abgetrennten VIP-Bereich auf der linken Bühnenseite, die vermutlich zufrieden mit Prosecco auf ihren „gelungenen Scoop“ anstoßen. Das gemeine Konzertpublikum muss sich zunächst den Weg durch den gewaltigen Gebäudekomplex bahnen, vorbei an Autovitrinen und Werbeständen, bis es das schlauchartige Venue erreicht hat. Aus den Gesprächen der Umstehenden lässt sich eine gigantische Erwartungshaltung heraushören, viele sind von weither angereist. Punkt halb zehn betreten Ocean und seine sechsköpfige Band die Bühne und starten direkt mit einem bisher unveröffentlichten Stück. Es folgt eine solide Mischung aus den Hits des Albums, einigen Tracks des 2011er-Mixtapes „Nostalgia, Ultra“ und zwei weiteren unbekannten Tracks. Oceans Stimme ist klar und ausdrucksstark, die Band ist neben Drums, Gitarre und Bass mit zwei Bläsern und einem Keyboarder besetzt, der seinen Maschinenpark aus Analogsynthesizern, Orgeln und Rhodes mal allein, mal mit Unterstützung des Bassisten bedient. Ihre Darbietung strotzt dabei nur so vor Tightness, die Übergänge von Slow-Jams wie „Pilot Jones“ hin zu Clubnummern wie „Pyramids“ scheinen minutiös durchgeplant und doch locker.

Trotz der großartigen musikalischen Leistung ist die Stimmung im Saal eher steif, sowohl die Menschen auf der Bühne als auch das Publikum verbleiben häufig regungslos, was wohl der kühlen Atmosphäre der BMW-Welt geschuldet ist. Verstärkt wird dieser Eindruck noch, als die Bühne bereits beim dritten Stück von einem an die Rückwand projizierten gelben BMW überblendet wird, der im Endlos-Loop dem Sonnenuntergang entgegenfährt. Auch wenn Ocean erklärter Fan der Marke ist: ein störendes Product- Placement, das erst kurz vor Ende durch in Zeitlupe abbrennende Palmen ersetzt wird, was dann doch besser zu Frank Oceans Texten passt. Im Fade-out von „Sweet Life“ richtet Ocean erstmals das Wort ans Publikum und stellt seine uniform in Anzug auftretende Band vor. Sonst gibt er sich eher wortkarg. Nach „Thinkin Bout You“ verlässt er kurz die Bühne, um mit einer großartigen A-cappella-Version von „Swim Good“ und dem letzten Stück des Abends, „Wise Man“, zurückzukehren und das Konzert nach anderthalb Stunden zu beenden. In der Garderobenschlange am Ausgang richtet ein ungefähr 17-Jähriger das Wort an die anderen Wartenden: „Leute, ich bin mir sicher! Wenn wir alle zusammenlegen, können wir uns hier irgendwo diesen gelben BMW kaufen.“ Vielleicht zu spät: Gerüchten zufolge gehört er bereits Frank Ocean. Quentin Lichtblau

SETLIST

Neuer Song Novacane Acura Intergurl Songs For Women Sweet Life Pilot Jones Super Rich Kids Lost Monks Sierra Leone Forrest Gump Neuer Song Neuer Song Bad Religion Crack Rock Pink Matter Pyramids Golden Girl Thinkin Bout You __________ Swim Good Wise Man