Giant Sand

Heartbreak Pass

New West Records/ADA/Warner

Ein Album als Einstiegsdroge für kommende Gelbster. Der große Crooner, Erzähler und Wortspieler Howe Gelb schlägt mit seinem Jubiläumswerk den Bogen von Alt-Folk/Country bis zum eleganten Jazz-Track.

Na dann erst einmal die Glückwünsche zum 30. Geburtstag! 1985 veröffentlichte Howe Gelb sein erstes Giant-Sand-Album VALLEY OF RAIN, seitdem hat der Alt-Country-Guru mit Headquarter in Tucson, Arizona eine immense Strecke mit diversen Soloalben, Nebenprojekten (The Band Of Blacky Ranchette, OP8, Arizona Amp And Alternator), fantastischen Irrfahrten und Seitenwegen hingelegt, deren Details ganze Kapitel in der Rubrik „Unnützes musikalisches Wissen“ füllen könnten. Eine Strecke, auf der so ganz nebenbei auch noch die Geburt des besten Offshoots der Welt vermeldet werden durfte.

Nein, Joey Burns und John Convertino von Calexico sind nicht noch einmal auf einem Album ihres musikalischen Daddys vertreten, dafür aber Giant-Sand-Urtier Winston A. Watson, dazu Jason Lytle von Grandaddy, Steve  Shelley von Sonic Youth, Grant-Lee  Phillips von Grant Lee Buffalo, der Produzent und Musiker John Parish (PJ Harvey, Eels) und andere Lieblingsbegleiter von Howe Gelb.

HEARTBREAK PASS ist eine für den Künstler überraschend runde Geburtstagsfeier geworden, die zahlreiche Bögen aus den drei Jahrzehnten nachzeichnet, aber auf die ganz großen Ausschläge in Sound und „Arrangement“ verzichtet – das Markenzeichen-Geschnoddere, das Knacken und Schreddern in den davoneiernden Songs, die Lust an der Dekonstruktion im feinen Hause der Americana. Mit anderen Worten: Drei Jahrzehnte nach der ersten Platte ist das Jubiläumswerk eine prima Einstiegsdroge für kommende Gelbster – ein Hoch also auf die nächsten 30 Jahre!

HEARTBREAK PASS klingt insgesamt sehr aufgeräumt im Vergleich zum rüden Rock’n’Roll des Debüts und zu einigen experimentierfreudigen Solo-Alben – vom Wordplay-Blues „Heaventually“ zu Beginn bis zum eleganten Jazz-Blues „Done“ und der Streicherballade „Gypsy Candle“, die ab sofort auf jede Kuschel-Pop-Sammlung for piano gehört. Howe Gelb beherrscht nicht nur den Erzählstil Lou Reeds, er croont sich im Echopark seiner Imagination gleich mal in die hohe Liga eines Frank Sinatra. Howe heaventually! Eine Art Himmel über Gelb. Ein paar Alt-Country-Engelchen singen auch schon mit.