1, 2, 3 und gepellt ward das EI


Von Too-Ray-Ay, dem bislang größten Erfolg der Dexys Midnight Runners, will Sänger Kevin Rowland heute nichts mehr wissen. „Das neue Album gefällt uns erheblich besser als das letzte; Don’t Stand Me Down ist genau so geworden, wie wir uns das vorgestellt hatten“, erklärt der Dexys-Boß zufrieden. „Diesmal mußten wir keine Kompromisse eingehen. „

Diesmal mußte auch nicht jeder Penny zweimal umgedreht werden. Mit Too-Ray-Ay hatte die Band genug verdient, um erstmal ein Jahr lang Songs zu schreiben, Demos aufzunehmen und neue Leute anzutesten. Dann ging’s für weitere neun Monate in diverse englische und amerikanische Studios, immer wieder unterbrochen von ausgiebigen Proben. „In jeder Nummer gibt’s Parts, die wir auf einen Rutsch eingespielt haben – und für sowas muß man natürlich viel länger üben. Die Songs auf dem letzten Album waren spontaner, dafür haben die neuen Sachen mehr Tiefe. Don’t Stand Me Down muß man viel öfter hören, bis man sich ein echtes Urteil machen kann. Das Resultat soll als LP gesehen werden, wir wollen keine Single auskoppeln. Die Leute sollen das Gannze hören …“

Während Rowland mit Gitarrist Billy Adams zu einer 48-Stunden-Stipvisite auf den Kontinent jettete, probte Geigerin Helen O’Hara mit dem Rest der komplett neu-formierten Band für die November-Tour durch England. Auf der Bühne arbeiten die Dexys zu elft, mit Lead-, Rhythmus- und Pedal Steel-Gitarre, Gesang, Geige, Orgel, Piano, Sax, Posaune, Baß und Schlagzeug die ersten Konzerte in unseren Breiten sind für Anfang nächsten Jahres geplant.

Diesmal dürfen die Bandmitglieder anziehen, was sie wollen: Rowland hat die einheitliche Kleiderordnung aufgehoben und seine Lumpen-Latzhosen wieder eingemottet. Nachdem er die amerikanischen Ivy League-Klamotten entdeckt hat, ist er kaum noch wiederzuerkennen, trägt Schlips und Kragen und schaut mit kurzen, glattgekämmten Haaren, rasiert und ohne Ohrring auf einmal richtig schnieke aus. Um nicht zu sagen: distinguiert.

Trotzdem sollte man sich weder vom geschleckten Äußeren täuschen lassen, noch von dem ungewohnt höflichen, ruhigen Tonfall, in dem er für Don’t Stand Me Down die Werbetrommel rührte. Rowland ist und bleibt ein notorischer Querkopf. Und steht dazu: „Ich bin heute weniger kompromißbereit denn je.“