Eine oft erzählte Anekdote berichtet davon, wie Ronald Reagan nach seiner Wahl zum US-Präsidenten den „War Room“ zu sehen verlangte, jenen stylischen Bunker, indem die Mächtigen in Stanley Kubricks „Dr. Seltsam“ den Dritten Weltkrieg verwalten. Ebenso könnte man sich den Gitarristen einer aufstrebenden Band vorstellen, der irgendwann seinen Manager zur Seite nimmt und ihn fragt, wo es sie denn nun zu kaufen gibt, diese schweinsgeilen Verstärker, bei denen die Laustärke bis 11 geht statt nur lahme 10. Das legendäre „up to eleven“ ist nur der meistzitierte Ewigkeitsgag aus Rob Reiners Rocksatire to end all Rocksatiren über die fiktive, aber nur allzu hyperreale Hardrockband Spinal Tap und ihren schwer sinkenden Stern. Der Ausdruck „Spinal Tap“ selbst ist längst in den Sprachgebrauch eingegangen als Chiffre für die Peinlichkeiten, Würdelosigkeiten, Absurditäten und Klischees, in die das Rockgeschäft und der-„Lifestyle“ ihre Protagonisten verstricken. Jede (gute) Band (ja, auch deine coole Lieblingsband) wird ihre persönlichen Momente aufzählen können, die“so spinal tap“waren. Reiner bleibt bei aller Lust fürs Überdrehte mit genauem satirischem Blick so nah an der realexistierenden Absurdität, dass viele von den Bands der Ära, die die real-life-Vorbilder lieferten, den Film zunächst nicht eindeutig als Satire identifizierten (siehe Ronald Reagan). Das komische Timing, der bierernste Ton, die Darstellungen sind perfekt zu einem Grad, dass viele Szenen so nahezu qualvoll sind wie eine besonders gute Folge von „The Office“. Keiner, der diesen Film nicht verinnerlicht hat, sollte einen Fuß in den Rock setzen. Das gilt auch für Fans.

Szenenapplaus: Vor der Show in Cleveland bricht die Band hochmotiviert („Rock’n’Roll!!! Cleveland! Yeah!“) aus dem Backstage auf und irrt dann auf der Suche nach dem Bühneneingang durch die Katakomben der Halle. Ein Hausmeister gibt Wegbeschreibung. Sie irren weiter.Stehen plötzlich wieder vor dem Hausmeister. Man sieht sie nie auf der Bühne ankommen.