Roger Chapman


Das vielleicht Bemerkenswerteste an einem Chapman-Konzert ist tatsächlich seine Stimme. Zweieinhalb Stunden singt, haucht, hechelt, bellt, flüstert, schreit, winselt er seine Songs, die sich alle doch recht ähnlich anhören — und immer noch ist er voll da.

Natürlich ist das einstige Blues-Chaos aus Family-Tagen inzwischen wohlorganisiert, routiniert und geschliffen. Aber den stimmlichen Schongang, den kennt „Chappo“ immer noch nicht. Das ist live natürlich ein Aktivposten: Roger Chapman und seine Shortlist haben ein begeisterungsfähiges Stammpublikum, das nach wie vor Gitarren-Soli, ellenlange Songs und Singalong-Passagen liebt. Es gibt ja nicht mehr soo viele Bands, die dies Traditionsprogramm perfekt durchziehen.

Ein Programm, das prima ankommt: Die Markthalle war knackevoll und nach ein paar Minuten lautstark auf den Beinen, bereit zu feiern und zu schunkeln. Und Chapman plus Shortlist gaben allen Anlaß: Kompakter Drive durch satt/präzise Rhythmus-Arbeit von Drummer Henry Spinetti und Bassist Tony Stevens bot die Startbahn für die obligaten Solo-Ausflüge von Gitarrist Geoff Whitehorn und Saxophonist Nick Pentelow.

Diese vielbejubelten Soli hatten im Verlaufe der Party allerdings unüberhörbare Tendenz zur Einförmigkeit. Die Konzertdramaturgie des harten Einstiegs/langsamen Mittelteils/ schnellen Finales wiederholt sich einfach zu oft. um für ohnehin routinierte Musiker noch echtes Solo-Futter zu bieten. Ob „How How How“, „Man Go Crazy“ oder „Shadow On The Wall“: Über die durchschnittliche Länge von mindestens zehn Minuten waren diese Songs kaum zu unterscheiden. Fragt sich, warum bei einer immerhin so kraftvollen, homogenen Band wie der Shortlist immer das gleiche Arrangement-Programm abgespult werden muß.

Kein Zweifel: Roger Chapman gewinnt im derzeitigen Stadium wohl kaum neue Fans, der Rahmen ist zu klar und fest abgegrenzt. Wenn ihn dann allerdings, wie auf dem letzten Album ZIPPER, auch noch die Songideen verlassen, bleibt nicht viel mehr als Nostalgie übrig.

Aber was soll’s: Was er kann, der Chappo. das kann er exzellent, und solange er seine unbehauenen Stimmbänder nicht mit Keyboard-Legionen zukleistert, ist er allemal sympathisch, wenn auch nicht mehr aufregend. Das ist schon eine Menge. Und Spaß bringt’s obendrein, wenn man’s nicht unbedingt superchic haben muß.