Andrew Eldritch


Finster blickte die Oberschwester, das stolze Haupt gewaltig umwölkt. Noch nicht einmal im Kreis der neu rekrutierten Sisters Of Mercy wollte ein zartes Lächeln ihr die Lippen kräuseln. Und nur mit Widerwillen ließ Sister Andrew die Prozedur über sich ergehen. So fand er auch kaum einmal freundliche Worte für die musikalischen Machenschaften seiner Kollegen.

George Michael: „Waiting For That Day“

„Das soll ein Song sein? Das kommt mir eher vor wie ein platter Probelauf. Anfangs klingt’s noch verdächtig nach Prefab Sprout, bis dann die Stimme auftaucht. Was er textlich aussagen will, bleibt mir trotzdem völlig schleierhaft. Diese Art von Song wäre bei Serge Gainsbourg und Jane Birkin weit besser aufgehoben.“

Betty Boo: „Where Are You Baby“

„Das ist mit Abstand der übelste Gitarren-Sound, den ich je gehört habe, von den einfältigen Texten ganz zu schweigen. So was brächte auch eine Sechsjährige jederzeit zustande. Kinderkram.“

Bob Dylan: „Wiggle Wiggle“

„Echt toll. Wer kann es sich denn heute schon leisten, fast einen ganzen Song lang nur mit ‚Wigglewiggle‘-Gesängen zu bestreiten? So banal und doch so fetzig – kann doch nur Bob Dylan sein.“

Living Colour: „Time’s Up“

„Unmöglich. Mir verschlägt’s glatt die Sprache. Wer braucht das? Läßt mich absolut kalt. Zudem hört sich das wie irgendeine x-beliebige Band an.“

Dave Stewart And The Spiritual Cowboys: „Soul Years“

„Ist das von der neuen LP von Iggy Pop oder von David Bowie? Die Produktion liegt absolut überm Durchschnitt. Der Sänger aber versucht mit aller Gewalt, cool zu wirken. Und der Song geht ins Leere, ist einfach Müll. Dave Stewart? Er hätte bei den Eurythmics bleiben sollen. Die Pet Shop Boys sind wirklich cool, Dave Stewart nicht.“

The Jeremy Days: „Give It A Name“

„Flesh For Lulu? Klingt, als ob die Typen sich permanent die Frage stellen: Sind wir nun Amerikaner oder sind wir keine, ohne sich allerdings klar entscheiden zu können. Und so unentschieden fällt denn auch ihre Musik aus.

Aber wollen wir mal nicht so streng sein und ihnen zumindest zugutehalten, daß sie bereits den halben Weg zurückgelegt haben. Sollten sie ihr Ziel irgendwann einmal erreichen, werden sie wahrscheinlich wie Gene Loves Jezebel klingen.“

AC/DC: „Thunderstruck“

„Das Intro haut rein, doch dann ist nur noch Flaute angesagt. Dies ewige richtungslose Gitarren-Gedudel nervt total. Ich stehe durchaus auf die frühen AC/DC, als sie noch richtig Hand und Fuß hatten. Aber hier hört man ja nur noch sinnlose Geräusche. Das ist allenfalls ein besseres Demo.“

Duran Duran: „Violence Of Summer“

„Endlich mal ein Lichtblick in diesem tiefen Tal der musikalischen Träume. Da stimmt alles – die Melodie, der Rhythmus, der Gesang, einfach alles. Davon können sich die anderen Kandidaten ein dickes Stück abschneiden.“

Dread Zeppelin: „Black Dog“

„Diese Ulknummer ist nun überhaupt nicht lustig. Ein Stück von Led Zeppelin in Reggae-Manier – das wirkt doch nur peinlich. Und mit wirklichem Reggae hat es nicht die Spur zu tun; es klingt allenfalls wie eine zweitklassige Ska-Band.“

The Pixies: „Cecilia Ann“

„Großartig. Dieser Instrumentaltitel packt mich vom ersten Takt an. Mich erinnert er an einen Song mit dem Titel ‚Pipeline‘, den vor Jahren Johnny Thunders mal genial gebracht hat – falls das jemand interessiert. Die Pixies interessieren mich ansonsten nicht die Bohne; diese Art von Musik läßt mich grundsätzlich kalt. Daß sie sich aber dieses Stück unter den Nagel gerissen haben, das im Original von den Surftones stammt, ehrt sie nun aber doch in meinen Augen.“

Flelds Of The Nephillm: „For Her Light“

„Klar, unverkennbar die Nephilims. Leider paßt der Gesang partout nicht zum Song – mal ganz abgesehen davon, daß man nur ahnen kann, was der Sänger gerade singt. Alles in allem doch eher zweite Liga.“