Deutschstunde


„Ich bin ja, was Textinhalte betrifft, nicht so zimperlich wie der Rest der Deutschen. Ich singe auch mal,Fuchs du hast die Gans gestohlen‘. Mir hat eigentlich schon immer gestunken, daß deutsche Texte so überbewertet werden“, beschwert sich Anne Haigis. Die einstige Jazzdiseuse und Blues-Röhre aus dem Schwäbischen weiß, wovon sie redet: Kritiker und Publikum hatten den Titel ihres letzten Albums, LASS MICH FAL-LEN WIE SCHNEE, allzu wörtlich genommen. „Ich bin mit dieser Platte irgendwo in der Luft herumgeschwebt“, resümiert Anne. „Niemand konnte so recht was damit anfangen. Aber bei den Konzerten sind die Leute immer voll abgefahren.“ Traditionelle, handfeste Rockmusik wollte sie eigentlich schon letztes Mal realisieren. „Und das ist völlig in die Hosen gegangen“, bekennt sie heute freimütig. Also mußte ein anderer Produzent her. Den fand Anne in Tony Carey, dem amerikanischen Peter Maffay-Sideman. „Ich war eigentlich gar nicht auf dem Trip, eine Platte zu machen. Also sind wir ganz unbefangen an die Arbeit gegangen. „Wichtig fürs eigene Selbstbewußtsein war dabei für die Haigis, daß sie die Songs erst einmal ganz befreit und auf Englisch einsingen konnte. Als es dann ans Synchronisieren ging, war die Sängerin zunächst wie blockiert. „Das Englische flutscht irgendwie automatisch aus dir heraus. Auf Deutsch ist das alles viel schwieriger. “ Das merkt man GEHEIME ZEI-CHEN auch an – obwohl die Kompositionen diesmal deutlich besser gerieten. Annes Plattenfirma hat natürlich auch die Bänder mit den englischen Aufnahmen, will sie aber nicht rausrücken, bis eine nennenswerte Stückzahl der deutschen Version verkauft ist. Wer Anne Haigis so hören will, wie’s ihr selbst gefällt, sieht sie sich live an – die Stimme ist zur Zeit auf Tour.