Emmylou Harris, Lucinda Williams und Steve Earle im O-Ton


„Ich mag diese Kategoriesierungen nicht, und ich warte auf den Tag, an dem man im Plattenladen ein Album einfach nur nach dem Alphabet sucht.“ Emmylou, verwirrt von Begriffen wie Country, Rock, Pop, Roots et cetera.

„Für mich bedeutet Country in erster Linie Hank Williams und Loretta Lynn. Diese Musik hat mich sehr beeinflußt, also finden sich Country-Elemente auch auf meinen Alben. Aber ich sehe mich selbst nicht als Countrysängerin, eher ist das so eine Art Roots Rock.“ Lucinda stellt ihr Verhältnis zu Country klar.

„Ich liebe traditionelle US-Musik wie Bluegrass, Blues und Country & Western. Aber das Thema Bluegrass habe ich abgehakt. Mein nächstes Album wird wieder eine richtig harte Rockplatte. Das war schon lange notwendig. Wenn einer nicht mehr säuft, dann muß ersieh anderweitig austoben. Am besten in der Musik“. Steve will’s wieder krachen lassen.

„Ich will das Radio einfach andrehen und ALLES hören. Ich will überrascht werden, Kategorien geben den Leuten eine falsche Sicht von dem, was du bist. Nimm Willie Nelson. Er transzendiert über alle Grenzen. Oder Ray Charles. Er hat klassische Country & Western-Alben gemacht. Er ist mit Country aufgewachsen, aber er ist schwarz, also kann er eigentlich kein Countrysänger sein.“ Emmylou über die Logik des Radios.

„Wenn Garth Brooks ein Country-Künstler ist, dann bete ich zu Gott, daß ich keiner bin.“ Als guter Christ wendet sich Steve an Den Herrn.

„Ich glaube, wir haben in der Musik das Wohnzimmer ein wenig aus den Augen verloren. Es ist sehr wichtig, daß die Musik aus den Herzen der Menschen kommt, daß sie im privaten Umfeld verwurzelt ist.“ Emmylou zum Thema Hausmusik.

„Wenn du keine Platte rausbringen kannst, bucht dich keiner für Konzerte, und damit verdienst du normalerweise dein Geld. Es ist ein Teufelskreis. Ich mußte mir in den letzten Jahren immer wieder Geld von meinem Musikverlag leihen, um überleben zu können.“ Lucinda und das liebe Geld.

„Nashville ist eine sehr kleine Stadt. Jeder kennt dich, und solange du lebst, mußt du zur Verfügung stehen. Keine Entschuldigung, es sei denn, du stirbst. Manchmal muß man einfach flüchten vor all den Anfragen.“ Emmylou kann nicht nein sagen und ist deshalb oft auf den Alben der Kollegen zu hören.

„Ich traf Emmylou zum ersten Mal, als sie ins Studio kam, um auf Guy Clarks erstem Album zu singen. Sie gab mir die Hälfte ihres Cheeseburgers. Für Wochen war ich nicht mehr derselbe.“ Steve liebt Emmylou.

„Sie hat jetzt endlich den Erfolg, den sie schon lange verdient hat.“ Emmylou freut sich für Lucinda.

„Er ist ein verdammt sturer Bock, mit dem man sich jeden Tag aufs Neue prächtig streiten kann. Aber unter der rauhen Schale ist er ein verdammt lieber Kerl. Man muß es eben nur herausfinden.“ Lucinda liebt Steve.

„Ich bin oft peinlich berührt von den Zuständen in meinem Land. Vor allem finde ich es als Ex-Knacki unglaublich, daß bei uns nach wie vor die Todesstrafe nicht abgeschafft worden ist. Es kann nicht sein, daß eine Vorzeige-Demokratie wie die USA in dieser Frage auf dem Stand einer Diktatur ist. Das ist mir als Radikal-Demokraten unbegreiflich.“ Steve über sein Land.

„Seit einigen Jahren betreiben Fans eine inoffizielle Lucinda Williams- Website

(www.lonestarwebstation.com/lucinda.html). Seitdem wissen viele meiner Freunde in der ganzen Welt, wie es mit dem neuen Album steht, wann und wo ich live spiele usw. Ich besitze zwar selbst keinen Computer, aber ich besorge mir regelmäßig einen Ausdruck.“ Lucinda Williams kann nicht surfen.

„Ich verkaufe weltweit pro Album höchstens eine Million Exemplare. Aus diesem Grund bin ich für die großen Plattenfirmen inzwischen uninteressant. Also habe ich vor kurzem einen Vertrag mit einem kleinen Label unterschrieben. Dort kann ich schalten und walten, wie ich es mir vorstelle.“ Steve über große und kleine Plattenfirmen.

„Es ist okay, wenn man den Erfolg der Frauen in der Rockmusik honoriert. Aber man sollte daraus keine so große Sache machen. Da halte ich es lieber mit Patti Smith, die gesagt hat, als Künstlerin sei ihr das Geschlecht völlig egal.“ Lucinda zum Thema Frauen im Rockgeschäft.

„Ich fahre keine Harley mehr, weil man mir den Führerschein weggenommen hat. Ich trinke keinen Alkohol mehr und lasse die Finger von Drogen aller Art. Weil ich sonst Gefahr laufe, daß mein Leben endgültig aus dem Ruder läuft und ich meinen 50. Geburtstag nicht mehr erleben werde.“ Der geläuterte Steve will alt werden.

„Als Künstler kannst du dich bei den Plattenfirmen auf nichts verlassen. Mein A&R-Mann, Danny Goldberg, der mich erst vor einem Jahr zu Mercury holte, ist auch schon nicht mehr dort. Ich hab’s per Zufall erfahren.“ Lucinda über das Personalkarussel der Plattenindustrie.

„Peter Rowan sagte mir einmal: Eine Mandoline kriegst du niemals hundertprozentig gestimmt, und du wirst mit dem Ding niemals reich werden.“ Steve macht sich keine Illusionen mehr.

„Ich habe als Interpretin viele Songs gesungen, deren Erfahrungsbeschreibungen ich natürlich nicht genauso erlebt habe. Etwa ‚My Father’s House‘. Das war kurz bevor mein Vater gestorben ist. Ich hatte eine sehr liebevolle Beziehung zu ihm. Dieser Springsteen-Song hat mich nicht mehr losgelassen, so daß ich ihn einfach singen mußte, obwohl er natürlich nicht konkret von mir und meinem Vater handelte. Aber dieses Verhältnis muß ich zu einem Song haben, um ihn singen zu können.“ Emmylou über die Auswahlkriterien für ihre Songs.

„Manchmal sind sie schrecklich, weil manche so ein riesengroßes Ego haben und sie sich dauernd miteinander im Wettkampf befinden – es sind zu viele Bullen im gleichen Stall.“ Lucinda über das sogenannte starke Geschlecht.

„Wenn irgendjemand unbedingt ein paar in die Fresse haben will, dann soll er nur anfangen, schlecht über Emmylou zu reden.“ Steve liebt Emmylou (II).