Glenn gegen die Bösen


Trotz überraschendem MTV-Erfolg und neu em Album ziemlich mißgelaunt: Gloom- Metaller Glenn Danzig führt einen vehementen Kreuzzug gegen die Presse.

Danzigs Überraschung des Jahr 1994: ausgerechnet MTV hatte seinen Song ‚Mother‘ aus dem Jahr 1988 ausgegraben. Der Videoclip schoß in der Playlist steil nach oben. Plötzlich war es den Metallern gelungen, sich mit der 94er Mutter-Version aus ihrem Nischendasein zu lösen, um Erfolg und Ruhm im Mainstream zu ernten. Will der Metall-Purist mit seinem neuen Album ‚4‘ den endgültige Durchbruch schaffen? Mastermind Glenn Danzig zeigt sich unbeeindruckt von dem Trubel um ‚Mother ’94‘ und ‚4‘: „Ich werde jetzt ganz sicher nicht damit anfangen, beim Songschreiben auf die Hitparade zu schielen. Das neue Album ist zu sperrig, um beim Mainstream-Publikum anzukommen.“ Ach ja? Gitarrenknaller und bittersüße Balladen werden dem neuen Danzig-Werk ein reichliches Fanpublikum sichern. Daraufhin befragt reagiert Glenn Danzig säuerlich – auf die Presse ist er derzeit schlecht zu sprechen, vor allem auf die amerikanische, die ihn aufgrund seiner okkulten Texte in die Nähe von Satanisten und obskuren Sekten gerückt hatte. „In den USA gibt es viele Menschen, die mich als eine Art Reinkarnation des Teufels sehen. Dabei bin ich einfach nur ein Mensch, der an höhere Mächte glaubt, seien sie nun gut oder böse.“ Ganz unschuldig an seinem gewinnträchtigen, bösen Image ist Danzig natürlich nicht. „Ich bin kein Teufelsanbeter,“ sagt er, „aber mein Interesse an Okkultismus laß ich mir nicht verbieten.“ Songs wie ‚Brand New God‘ oder der Titel ‚Sadistikal‘ klingen wie Soundtracks aus der Folterkammer und sind nicht geeignet, das Image der Band ins Positive zu verändern. Danzig ist eben finster – der Ohrwurm ‚Thirteen‘ läßt auch in Johnny Cashs Version auf dessen Album ‚American Recordings‘ nichts von dieser Düsterkeit vermissen. „Das ist typisch“, ärgert sich Danzig, „hätte ich den Song selbst gesungen, hätten mir alle vorgeworfen, mal wieder vom Teufel zu singen. Aber in Cashs Version kann sich jeder für den Song begeistern. Andererseits bin ich stolz auf dieses Lied, weil ich es dem ‚Mann in Schwarz‘ praktisch auf den Leib geschrieben habe.“ Danzigs paranoide Angst vor der bösen Presse zwingt ihn dazu, seine Mannen fest im Griff zu halten. Sein ständiger Zoff mit Gitarrist John Christ, dem er auch noch den letzten Feedback-Ton vorschreibt, ist ein offenes Geheimnis. Mit Blick auf die extrem dunkle Corporate Identity seiner Truppe hat er laut einem US-Magazin die Bandmitglieder sogar gezwungen, sich die Haare zu färben. Ein blauschwarzer Schopf, sonst droht der Rausschmiß. Gerüchte dieser Art bringen den Sänger, dessen Geheul auf der Bühne einem Wolf bei Vollmond zur Ehre gereichen würde, vollends auf die Palme: „Quatsch. Ich weiß schon lange, daß ich viele Feinde bei der Presse habe. Statt sich mit meiner Musik auseinanderzusetzen, saugen sie sich erlogene Stories aus den Fingern. Danzig hat Fans in allen Altersgruppen, die meine Musik zu schätzen wissen, und sich’nen Dreck um Journalisten kümmern.“