Innere Kämpfe


Einen kleinen Blick zurück im Zorn (auf die alte Band Mclusky) gönnen sich Future Of The Left. Ansonsten empfiehlt sich das Trio aus Wales als Zukunft des Noise-Rock.

„It’s fucking raining.“ Andy „Falco“ Falkous meldet sich etwas missmutig am Telefon. Das Wetter in Wales ist mies, und der Frontmann von Future Of The Left muss schon den ganzen Tag erklären, warum seine Band ihre letzt jährige Tour abgebrochen hat.

„Nicht wir haben die Konzerte abgesagt“, schimpft er. „Sondern unser Manager und unser Agent, weil die dachten, -wir brauchten die Zeit, um unser zweites Album aufzunehmen. Bullshit. Ich finde, es gibt nur sehr wenige gute Gründe dafür, Konzerte abzusagen sagen wir: wenn dir jemand mit einer Schrotflinte ins Gesicht schießt oder wenn du von den Tamil Tigers entführt wirst.“

Wie auch seine Songtexte erahnen lassen, ist Falkous ein Mann, der seine Ausführungen gerne mit irrwitzigen Vergleichen ausschmückt. Beim Schmunzeln über Zeilen wie „God damn, it’s gonna min, I only brought my socks“ sollte man aber nicht außer Acht lassen, wie ernst Falkous seine Texte nimmt. „Mir geht’s darum, Wörter in Rocksongs zu packen, die man dort normalerweise nicht findet. Die meisten Bands singen über Kram wie, Saturday Night‘ und,everything alright‘. Es muss langweilig sein, solche Texte zu schreiben. Auf jeden Fall ist es langweilig, sie sich anzuhören.“

Auch den Titel ihrer zweiten Platte TRAVELS W’ITH MYSELF AND ANOTHER haben Future Of The Left mit Bedacht gewählt. Er ist dem gleichnamigen autobiografischen Buch der legendären amerikanischen Reporterin Martha Gellhorn entliehen. “ Ein fantastisches Buch – und ich mag die Zweideutigkeit des Titels“, erklärt Falkous. „Wer ist dieser Andere? So wie wir es verstanden und auf unsere Platte bezogen haben, suggeriert der Titel Schizophrenie, zwei Seiten einer Persönlichkeit, die im Inneren miteinander kämpfen.“

Interne Kämpfe musste Falkous früher öfter austragen -allerdings nicht mit sich selbst, sondern mit Jon Chapple, dem Bassisten seiner ehemaligen Band Mclusky, die sich 2005 auflöste (Chapple gründete Shooting At Unarmed Men, Mclusky-Drummer Jack Egglestone folge Falkous zu Future Of The Left). “ Ich musste mir so viel Scheiße von Jon bieten lassen“, sagt Falkous, „dass es eine Erleichterung war, als wir uns entschlossen, getrennte Wege zu gehen. Klar war es hart, alles, was Mclusky erreicht hatten, aufzugeben, aber es war richtig.“

Mit dem neuen Album werden Future Of The Left nicht nur alte Mclusky-Fans begeistern können. Immerhin mag sie mittlerweile sogar der NME. „Zu Zeiten von Mclusky haben diese Leute unseren Sound als einfallslosen Indie-Rock bezeichnet, jetzt unterstützen sie Future Of The Left. Das finde ich großartig, auch wenn ich nicht glaube, dass wir ihre Zielgruppe ansprechen“, lacht Falkous. „Jedenfalls macht der NME mit uns bestimmt kein Geld – und das ist irgendwie beruhigend. „