King Crimson auf einer neuen Basis


Seit über 3 Jahren besteht nun schon die englische Gruppe KING CRIMSON. In dieser Zeit sind viele personelle Veränderungen vorgenommen worden, lan McDonald, Flöte und Saxophon, ist ebenso wie Mike Giles, Schlagzeug, wegen Differenzen im musikalischen Konzept und wohl auch wegen persönlichen Spannungen aus der Gruppe ausgeschieden. Etwas später folgte den beiden auch noch der Bassist, Gordon Haskell. Zurückblieben die beiden Gründer von KING CRIMSON: der 24-jährige Gitarrist, Robert Fripp und der gleichaltrige Lyriker, Peter Sinfield.

Das neue Konzept welches die beiden heute verwirklichen möchten, unterscheidet sich gewaltig von der alten Arbeitsweise. Wurde bisher der musikalische Kurs von dem Gespann Fripp/Sinfield konzipiert, so wird heute den kreativen Strömungen der neuen Mitglieder mehr Gewicht und Mitspracherecht eingeräumt. Als ein Ideenspringbrunnen mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten erwies sich der neue Saxophonist, Mel Collins. Er steuerte Ideen bei, die das musikalische Konzept grundlegend veränderten. Ein grosser Vorteil für die Gruppe war, dass sie eine völlig neue „Rhythm-Section“ aufbauen konnten.

Schwierig war es, einen neuen Bassisten zu finden. Die meisten, die bei der Gruppe vorspielten, kamen mit dem Timing nicht mit, denn auch heute noch ist KING CRIMSON am traditionellen Rock orientiert. Schliesslich fand man auf eine recht ungewöhnliche Art den neuen Bassisten. Robert Fripp sagte dazu: „Da unser Sänger Boz das richtige Feeling hatte, obwohl er nie Bass gespielt hatte, bekam er den Job nach dem Schema: Spielst du Bass? – Nein! -Ok, du kannst anfangen! Seit dieser Zeit spielt er, und wir sind sehr zufrieden mit ihm. Er hat eine frische, naive Einstellung und… Ideen“. Unser neuer Drummer, lan Wallace, ist ganz anders, er hat tausend Sachen gemacht, er spielt souverän alles und ist trotzdem kein konventioneller Rockdrummer. Die Gruppe arbeitet zur Zeit an einer LP, die wahrscheinlich den Namen „Island“ tragen wird. Der Titel spielt auf die Situation der Menschen an, sie sehen sich als Inseln, ein Blick in die Tiefe könnte sie belehren, dass sie unter Wasser zusammenhängen. Einige Titel auf der neuen LP entstanden in Zusammenarbeit mit dem Jazz-Pianisten, Kelth Tippett, und seiner Gruppe CENTIPEDE. Auch Robin Miller. Oboe, der schon früher bei KING CRIMSON mit von der Partie war, hat sich an dieser LP beteiligt. Die Aufnahmen sollen noch dieses Jahr abgeschlossen werden, damit die Gruppe ihre Tournee durch die Staaten im Dezember vornehmen kann.

Robert Fripp selbst spielt mit dem Gedanken, ein Soloalbum zu produzieren. Material ist genügend vorhanden, doch kann er erst im Frühjahr dieses Projekt in Angriff nehmen. Für Robert Fripp ist die heutige Besetzung wesentlich besser. „Ich denke, wir haben jetzt eine bessere Auslese an Persönlichkeiten. Ausserdem wollen wir uns von dem alten Image, eines gewichtigen, intellektuellen Teams lösen. Mit den neuen Mitgliedern ist es uns gelungen. Es ist mehr Liebe in der Gruppe. Natürlich sind alle Gruppen zerbrechlich, das liegt an der überempfindlichkeit der Leute. Ich weiss nicht, wie lange diese Band zusammenhalten wird, aber wir werden viel Spass haben. Wir sind auch nicht so naiv wie früher, denn wir sind dahinter gekommen, dass das Musikgeschäft sehr wenig mit Musik zu tun hat. Wir dachten, dass eine Gruppe dazu da ist, Musik zu machen, aber das stimmt nicht. DECCA hat zum Beispiel mit KING CRIMSON mehr Geld gemacht, als Pete oder ich“.