Natalie Portman über ihre Kindheit: „Ich wurde wirklich sexualisiert“

Natalie Portman erzählt, wie sie sich vor Sexualisierung durch die Filmindustrie schützen musste.


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Natalie Portman, Oscar-Preisträgerin und Hollywoodstar seit ihrer Kindheit, blickt heute mit gemischten Gefühlen auf ihre frühen Jahre in der Filmbranche zurück. In einem offenen Gespräch mit Schauspielkollegin Jenna Ortega hat die inzwischen 43-Jährige über den Druck geredet, der auf jungen Schauspielerinnen lastet – insbesondere, wenn sie früh von der Außenwelt sexualisiert werden würden.

„Es hat mir große Angst gemacht“

Portman erlangte internationale Bekanntheit mit ihrer Rolle in „Léon – Der Profi“ (1994, von Luc Besson), in dem sie mit nur elf Jahren an der Seite des damals 34-Jährigen Jean Reno spielte. Rückblickend sagt sie im Interview mit Ortega für „Interview Magazine“: „Ich denke, es gibt ein öffentliches Verständnis von mir, das anders ist als das, was ich wirklich bin.“ Sie schildert, wie sie sich als Kind von der Wahrnehmung durch andere entfremdete: „Ich habe schon ein bisschen darüber gesprochen – darüber, wie ich als Kind wirklich sexualisiert wurde, was, glaube ich, vielen jungen Mädchen passiert, die im Film zu sehen sind. Es hat mir große Angst gemacht.“

Für Portman war diese frühe Erfahrung in der Industrie prägend – und führte dazu, dass sie sich ein bewusst ernsthaftes Image zulegte, um sich zu schützen. „Natürlich ist Sexualität auch ein Teil des Kindseins, aber ich wollte, dass das in mir bleibt und nicht auf mich gerichtet ist. Und ich hatte das Gefühl, dass mein Weg, mich zu schützen, darin bestand, zu sagen: ‚Ich bin total ernst. Ich bin super fleißig. Ich bin klug, und das ist nicht die Art Mädchen, die man angreift.‘“

Diese Strategie ging für sie auf – zumindest öffentlich. „Ich dachte, wenn ich dieses Bild von mir erschaffe, werde ich in Ruhe gelassen. Das sollte eigentlich nicht nötig sein, aber es hat funktioniert.“ Dennoch führte dieses Bild zu einer Art Doppelleben, wie sie Jenna Ortega weiterhin offenbart hat. „Ich denke, das ist der Grund, warum ich im echten Leben dumm und albern sein kann, aber die Leute denken, ich sei dieser super ernste, belesene Mensch. Ich bin im echten Leben eigentlich gar nicht sonderlich zurückgezogen – ich erzähle dir alles –, aber öffentlich war sehr früh klar: Wenn du den Leuten zeigst, wie diskret du bist, wird deine Privatsphäre viel mehr respektiert.“

Aus diesem Grund zieht sie eigenen Angaben zufolge wohl klare Grenzen – etwa wenn es um ihre Familie ginge – und lehnt Fotos mit ihren Kindern für die Öffentlichkeit kategorisch ab. Trotz ihres frühen Erfolges in den 90ern zog Portman sich zwischen 1999 und 2003 aus dem Rampenlicht zurück, um an der Harvard University Psychologie zu studieren, welches sie mit einem Bachelor abschloss. Viele Informationen rund um diese Zeit sind jedoch auch nicht für die Außenwelt bekannt.

Darum lehnte Portman die Rolle in „Lolita“ entschieden ab

Eine besondere Entscheidung ihrer Jugendzeit war die bewusste Ablehnung der Hauptrolle in „Lolita“ (1997), einer Neuverfilmung des umstrittenen Romans von Vladimir Nabokov durch Regisseur Adrian Lyne. Portman erinnert sich: „Ich habe mich mit dem Regisseur getroffen, aber ich habe ihm sofort gesagt, dass ich diesen Film auf keinen Fall machen werde“, sagte sie bereits 1996 gegenüber der „Los Angeles Times“. „Stanley Kubrick hat das Buch 1962 großartig verfilmt, weil eigentlich nichts gezeigt wird, aber dieser Film wäre explizit. Er sagte, sie würden Körper-Doubles einsetzen, aber ich sagte: Die Leute werden trotzdem denken, dass ich das bin, also nein, danke.“

Öffentliches Engagement und klare Haltung

Portman macht sich konsequent für feministische Themen stark, und betont, dass es in ihren Augen immer noch zu wenig starke Frauenrollen in der Filmbranche gäbe. Bei der Oscar-Preisverleihung 2020 trug sie einen schwarzen Umhang, in dessen Saum die Namen von Regisseurinnen eingestickt waren, die ihrer Meinung nach ebenfalls hätten nominiert werden müssen.

Auch im Kontext der #MeToo-Bewegung bezog die „Black Swan“-Darstellerin öffentlich Stellung: So positionierte sie sich in einem Interview hinter Dylan Farrow, die ihrem Adoptivvater Woody Allen sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit vorwirft. Portman dazu klar: „Ich glaube dir, Dylan.“

Einen weiteren öffentlichen Konflikt gab es 2019 mit Musiker und Produzent Moby. In seiner Autobiografie „Then It Fell Apart“ behauptete er, Dates mit der 14 Jahre jüngeren Portman gehabt zu haben – eine Darstellung, die sie entschieden zurückwies. Sie nannte seine Aussagen „verstörend“ und betonte, dass sie ihn nur kurz kannte und keineswegs eine romantische Beziehung mit ihm hatte bzw. haben wollte. Moby entschuldigte sich daraufhin öffentlich bei ihr.