Naked Solidarity: Berlinerin entwirft feministischen Charity-Nacktkalender


Der „Naked Solidarity“-Kalender ist noch bis zum 30. November 2021 ab 15 Euro vorbestellbar. Alle Erlöse gehen an die „Desert Flower Foundation“ sowie „Wildwasser e.V“ und kommen so Opfern zugute, die weibliche Genitalverstümmelung oder andere Formen der sexualisierten Gewalt überlebt haben.

Mehr als 20 Frauen vertrauten sich in den vergangenen Monaten der Berlinerin Mascha Leskien an und ließen sich von ihr für „Naked Solidarity“ fotografieren – ein Charity-Nacktkalender, den die 24-Jährige selbst initiierte. Zusammen wollen sie so für alle FLINTA* einstehen, die patriarchalische Unterdrückung erfahren haben und/oder noch immer darunter leiden. „Wir sind solidarisch, weil wir diese Menschen sind“, so Leskien die uns verraten hat, wie die Idee des Kalenders entstand und warum es den Frauen so wichtig war, die Hüllen fallen zu lassen.

FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen (meist cis hetero Frauen), Lesben, intersexuelle Menschen, nicht-binäre Menschen, Transgender oder Transfrauen beziehungsweise Transmänner sowie Agender, also Personen, die kein Geschlecht haben.

Einen feministischen Nacktkalender zu realisieren, zugunsten eines guten Zwecks – diese Idee habe Mascha Leskien schon seit Längerem gehabt. Nachdem sich in der Vergangenheit bereits eine ihr bekannte Männern-Clique zusammen getan hatte, um einen – mehr oder weniger ernst gemeinten – Nacktkalender innerhalb des Freundeskreises zu verkaufen, griff sie diesen Ansatz auf, um ihn nun weiterzuspinnen.

Alle Einnahmen des Charity-Nacktkalendars „Naked Solidarity“ gehen an die gemeinnützigen Vereine „Desert Flower Foundation“ und „Wildwasser e.V“

„Naked Solidarity“ fokussiert sich auf die Solidarisierung mit FLINTA*-Personen, aber auch auf einen Teil des weiblich gelesenen Körpers, über den noch immer zu wenig gesprochen werde: Die Klitoris. „Ich habe im letzten Jahr meinen Bachelor in Psychologie gemacht und für meine Bachelorarbeit eine Studie zum Thema Pornografie durchgeführt. Darin habe ich mich mit dem sexuellen Selbstwert, aber auch dem genitalen Selbstwert auseinandergesetzt“, so Leskien.

Bei ihrer Recherche sei sie schließlich auf die Arbeit der US-amerikanischen Psychologin und Sexualwissenschaftlerin Dr. Laurie Mintz gestoßen, die das Buch „Becoming Cliterate“ geschrieben hat und darin detailliert auf die Anatomie weiblicher Genitalien eingeht und klitorales Wissen teilt – und das sei leider noch immer viel zu wenig verbreitet.

Noch immer „wilde Wissenslücken“

„Diese wilden Wissenslücken, die es da gibt, haben mich inspiriert. Es ist einfach ein Thema, worüber viel zu viele Leute noch nicht Bescheid wissen und deswegen möchte ich mit meinem Kalender auch ein bisschen aufklären. In dem Kalender ist zum Beispiel auch eine Abbildung einer gezeichneten Klitoris drin, in der ich die einzelnen Teile auch mal richtig benenne.“ 

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Ein großes „Fick Dich“ an patriarchale Vorgaben

Doch viel mehr sei das Projekt als ein großes „Fick Dich“ an patriarchale Vorgaben zu verstehen. Auch aus diesem Grund zeigen sich die Frauen komplett nackt. Es gehe um die Normalisierung von Nacktheit, das Beenden von nicht-einvernehmlicher Sexualisierung weiblich gelesener Körper und darum, „dass der Wert einer Person nicht darauf basiert, wie freizügig oder nicht-freizügig sie sich präsentiert“, so die 24-Jährige, die damit auch den Mittelfinger gegen die Sozialen Medien erhebt.

„Es ist absurd, wie nackte Körper und Personen, beispielsweise auf Instagram, verbannt und gesperrt werden. Alles, weil der weiblich gelesene Körper bei jeder sich bietenden Gelegenheit sexualisiert wird.“ Die Doppelmoral dieser Zensur liege ihrer Meinung nach vor allem darin, dass nackte Frauenkörper an anderer Stelle wiederum oft zu Werbezwecken genutzt werden. „Gesellschaftlich akzeptiert ist es dann, wenn andere Personen (sicher oft cis Männer) den weiblich gelesenen Körper für ihre Zwecke einsetzen“, kritisiert die Berlinerin.

Ihr nun erster „Naked Solidarity“-Kalender entstand im vertrauten Kreis, unter Freundinnen. „So konnte ich auch mal einen Fehler machen, ohne, dass es mir unangenehm ist.“ In Zukunft will Leskien aber auch noch andere FLINTA* -Personen für ihr Projekt begeistern, um so noch „unterschiedlichere Body-Typen und mehr Diversität“ mit reinzubringen. Alle Informationen zur Bestellung findet ihr auf dem „Naked Solidarity“-Instagram-Account unter dem Story-Highlight „Pre Order“.

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