David Byrne – The Catherine Wheel
THE CATHERINE WHEEL gilt als erste Solo-Produktion von Talking Head David Byrne. Genau genommen handelt es sich hierbei um Auszüge einer Ballett-Musik. Zusammen mit der Choreographin Twyla Tharp (die auch die Tanzszenen in der Hair-Verfilmung inszenierte) arbeitete er an diesem Modern-Dance-Ereignis, das bereits auf New Yorker und Londoner Bühnen zu bewundern war. (Die komplette Musik dazu gibt’s auf Musicassette.) Ist THE CATHERINE WHEEL als Byrne-LP für einige vielleicht nur bedingt befriedigend, so mag das musikalische Konzept mit Sicherheit in Verbindung mit den optischen Elementen beeindruckend sein. Für 99,9 Prozent der hiesigen Konsumenten wird es aber wohl beim akustischen Erlebnis bleiben. Und da zieht David Byrne im Vergleich zu TH-Kollegen Jerry Harrison, der hier übrigens gelegentlich mitmischt, den Kürzeren. THE RED AND THE BLACK, Jerrys Solo-Debüt (vergl.ME 1/82), geriet lebendiger, inspirierter und insgesamt weniger introvertiert.
Byrne überläßt den Bewegungsteil gut anderthalb LP-Seiten lang wirklich den Tanzprofis. Subtile Körpermusik für Eingeweihte. Kontrollierte Ästhetik, ein Edelkonzept. Ein dankbares Publikum bilden diejenigen mit Imaginationsverrnögen. Engagierte Rhythmusteile, teilweise hastig, aber immer präszise. Viel Funk unterschiedlichster Härtegrade. Und natürlich Elektronik, nicht gerade sensationell, doch dramaturgisch effektvoll. Sanfte dunkle Synthi -Wolken im Hintergrund, verfremdete Stimmen, flipperähnliches, roboterhaftes Rattern – aber alles nur dezent plaziert. Die Atmosphäre ist oft unwirklich, traumatisch.
Wer bis hierhin noch nicht auf den Zug aufsteigen konnte, wird sich dankbar an das Talking-Heads-ähnliehe „Poison“ klammern. Und nach „Cloud Chamber“, wo Byrne und Twarp Küchengerät und Harrison die Große Trommel schlagen, müßte die Barriere eigentlich für die letzten Zögernden zusammenbrechen: „What A Day That Was“ präsentiert bei relativ trocken-perkussivem Umfeld einen extrem melodischen David Byrne, der schließlich mit dem ekstatischen „Big Blue Plymouth (Eyes Wide Open)“ den Höhepunkt herbeizaubert; extrovertiert, voller Adrenalin. Danach ein ruhiges Finale zum Sammeln: „Light Bath“, ein esotherischer Ausklang mit Flöte und Percussion, sanft und jungfräulich.
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