DIN A Testbild – Programm 1
Zusammenarbeit zweier Musikergenerationen aus Deutschland eine seltene Sache (Achim Reichel) – funktioniert denn das? Klaus Schulze jedenfalls ist es gelungen, ganz fernab von seinem eigenen Elektronik-Konzept neue deutsche Musik so zu produzieren, wie es sie benötigt, um a) konkurrenzfähig zu bleiben, b) eigenständig zu bleiben, c) ans Publikum zu gelungen. DIN A TEST-BILD ist seine zweite Produktion in Richtung „New Wave“, die erste war Ideal. Beide werden unabhängig, aber effektiv vertrieben und hergestellt. Novum: man spielt die LP auf 45 ab – das ist kein Gag, sondern eine Qualitätsverbesserung. Bei PROGRAMM 1 macht sich das deutlich hörbar. DIN A TESTBILD, hier nur noch als Duo (Marc Eins singt und textet, Genee Romee spielt und komponiert) machen anstrengende, artifizielle Minimalmusik, die man tonal vorsichtig behandeln muß. Die Zwischentöne bestimmen hier den Stil, die Aussage. Dichte und Leere im Wechselspiel, suggestiv, intensiv und sensitiv, etwas für Ohrenmenschen, Ton-Fetischisten, nichts für Melodieabhängige. Man merkt PROGRAMM 1 die sorgfältige Arbeit an, mit der hier Verwertbares herauskristallisiert wurde. „Die Siebziger“, noch am eingänglichsten, „DNS Of Time“ schon Klanghorror, aber sehr subtil, „Urwald-Liebe“, deutsch gesungen, mein Lieblingsstück, Satire auf Traumwelten und Traumpaare, zynisch und ganz im Stil der New Yorker Trash-Disco. aber europäisch eben. „She’s So Nice“, ein maschinelles, aber nicht roboterhaftes Motorstück. PROGRAMM 1 zwingt zum Zuhören (nicht Anhören), zur Auseinandersetzung, ist zu eckig und spröde, um gleich geliebt zu werden. Ein Stück moderne Medienkunst, vorbildlich in Ton gesetzt.
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