Georg Danzer – Traurig Aber Wahr

Komm steig aus! (aber wie?!)/-Komm spring ab!/(nur wohin?!/Ich will endlich glücklich sein/ und das eine ist gewiß/wer nur Kompromisse macht/der wird selbst zum Kompromiß/…gib denen kein Alibi/gib ihnen keine Sympathie/steig aus, steig aus/Du brauchst bei ihren Schweinereien/nicht länger dabei zu sein… („Ich Steig Aus“) Georg Danzer befindet sich auch in dieser schizophrenen Situation vieler Dreißigjähriger (und darunter, darüber), die gedanklich schon ein, zwei Schritte weiter sind als sie die Umwelt, unser tägliches Leben, geformt haben: Erfolg und Konsum und angenehmes Leben auf der einen Seite. Und auf der anderen das Sehen, das Gefühl, daß die Menschheit in etwas abdriftet, was sich nur schwer vorausleben/erleben läßt. Anstöße geben, sich öffnen. Das kann man. Danzer tut es von LP zu LP mehr, befreit sich in seinem Inneren. So ist TRAURIG ABER WAHR ein Eckpfeiler, von dem es weitergehen wird. Auch musikalisch.

Zigtausende hören ihm zu, kaufen seine Ware Schallplatte, solidarisieren sich so mit ihm. Das kann der Anfang sein. Es kommt auf die Art des Hörens/Verstehens an. Die Verpackung ist gut. Die Songs stimmen, sind geschickt arrangiert („Der Alte Wessely“, ein Lied über einen alten Nazi, der nichts von seiner Gefährlichkeit abgelegt hat im Marsch-Beat mit dem Einlull-Walzer-Nacheffekt sein Profil. Die LP ist in sich geschlossen, also rund, hat aber dennoch viele Gesichter. „Deppertes Kind“, eine Ballade, nur mit dem Piano begleitet, zeigt die große und subtile Menschliebe Danzers; „Traurig aber wahr“, der Titelsong mit Sicherheit ein Single-Hit), eine Nummer mit Country-Feeling, leicht melancholisch, gibt die Spielweise seiner Ex-Messenger-Begleitband gut wieder. Der österreichische Liedermacher hat sein bisher rockigstes und kompaktestes Album abgeliefert. Und er ist von Text/Komposition/Interpretation so stark, daß er bald eine noch stärkere Begleitband vertragen kann!