Gregory Isaacs – Nightnurse

Mich selbst betrübt es am allermeisten, daß ich NIGHT NURSE nicht besser finde, gehört Gregory Isaacs doch schon lange zu meinen liebsten Reggae-Interpreten. An ihm liegt es auch gar nicht, nach wie vor trägt kein Sänger Jamaikas Songs über Herz und Schmerz so ergreifend und naiv vor, sein sonor-lasziver, einschmeichelnder Gesang ist einfach unglaublich – der größte Charmeur der Insel.

Es liegt an Isaacs‘ Kompositionen, und an der Roots Radics Band. Sieben der acht Songs kommen mit nur zwei Akkorden aus, die Harmonien wiederholen sich, vom Anfang bis zum lade out nicht variiert. „Not The Way“: vier Akkorde, aber im schon tausendfach benutzten Schema. Und damit sind wir bei der Roots Radics Band um den Bassiten Errol Holt, die sehr routiniert spielt, fast steril, und sehr zurückhaltend; laid back-Reggae wäre ein passender Ausdruck. „Cool Down The Pace“ heißt ein Stück, das wäre der exemplarische LP-Titel. Keyboarder „Steelie“ Johnson ist mit seinem Klimper-Piano noch am flexibelsten, Bläser fehlen.

„Material Man“ oder „Objection Overuled“, und speziell „Sad To Know (You’re Leaving)“ – Gregory singt den Refrain zweistimmig – das sind überzeugende Nummern. Aber die LP insgesamt ist eher langweilig.

In England führt NIGHT NURSE die Reggae-Charts an. Sollte ich mich irren? Da bespricht man zum erstenmal seit langer Zeit wieder eine Reggae-Platte, dazu noch von einem seiner Favoriten, und dann sowas.