Jess Roden Band – Blowin‘

Endlich ist der Wunsch von Fans und Kritikern in Erfüllung gegangen: Jess Roden hat sein erstes Live-Album aufgenommen. Einen besserenTitel als,,Blowin'“ hätte er sich dafür kaum ausdenken können. Selbst die Tatsache, daß alle fünf Stücke der LP bereits von ihm zu haben sind, kann die Freude nicht dämpfen. (Nur „Crystal Eye“ gefällt mir in der Studioversion besser). Das hier ist der echte Roden, rauh und raunzig, mit den unter die Haut gehenden schweren R&B- und Boogie-Nummern.

Am besten, wie immer bei ihm, sind die mittelschnellen Balladen wie „Ballad Of Big Sally“, „In A Circle“ oder „Crystal Eye“, die er so unnachahmlich einfühlsam und phrasierungsreich bringt, als hätte er nie im Leben etwas anderes getan. Der Titelsong dürfte neben „In A Circle“ eine seiner Glanzleistungen darstellen, was Harmonien und Arrangements angeht, wogegen „Jump Mama“, eine tierische Losgehnummer, in erster Linie auf die Beine zielt. Die einzige Fremdkomposition ist der „Desperado“ der Eagles, der hier allerdings konsequent „angeschwärzt“ wird und somit jeden schwülstigen Kitsch verliert. Als Zugabe quasi, die auf dem Cover gsr nicht erst angekündigt wird, gibt’s einen sehr stillen Part II von „Blowin“, in dem es Jess allen weißen Soulsängern nochmals nachdrücklich unter die Nase reibt: Ich bin der Größte! Nur von einem Klavier begleitet singt er so sensibel, daß mir als Vergleich nur AI Jarreau einfällt.

Seine exzellente Band zu loben, würde eine extra Kritik abgeben. Daher nur soviel: Ohne diesen Maßanzug wäre er nur halb so viel wert. Im übrigen ist diese Platte nichts für Discos oder ausgelassene Tanzfeten. Eher schon für intimere Feste geeignet, wo man auch mal Zeit hat, sich in einen Sessel zu hängen, den Rhythmus mitzustampfen und die Armlehnen weichzuklopfen.