Jess Roden – The Player Not The Game

Vielleicht ist es sein bestes Album, vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist es ein völlig veränderter Jess Roden, der uns hier gegenüber steht. Mit dem Tag, an dem er seiner alten Band Ade sagte, scheint er auch den donnernden Boogie-Nummern Lebewohl gesagt zu haben. Mitunter flackert das alte Feuer zwar noch kurz auf (wie in „Lonely Avenue“ oder , ,Woman Across The Water“), aber im Grund genommen geht’s hier doch entschieden sensibler, softer und anspruchsloser zu, als auf seinen früheren LP’s.

Damals war seine Band wichtig für ihn, jetzt packt er’s alleine an! Man hätte die Platte getrost auch „The Singer Not The Band“ taufen können, denn alles dreht sich nur um Rodens Gesang. Und er zeigt, was er kann, und das ist schon einiges: Wie er in „Sensation“ das gefühlvolle Gitarrensolo mitsingt, wie er in „Misty Roses“ ergreifend feinfühlig phrasiert oder in den mittelschnellen Balladen – die er nach wie vor meisterhaft bringt und wo ihm niemand etwas vormacht – den Soul näherbringt. Er ist schon ein verteufelt guter Sänger, da gibt’s nichts! Nur die Stücke haben sich gewandelt. Meist sind es leicht angejazzte, feinnervige und fast filigrane Songs, in denen jeder Ton mehr schon zuviel bedeuten würde. Wirklich schlimm ist nur der langweilige Bar-Blues „Drinking Again“ und das musicalhafte, vor Geigenschmalz triefende „The Quiet Sound Of You And I“. Tja, Amerika scheint unserer alten London-Röhre ganz gehörig den Kopf gewaschen zu haben. Ob er hiermit nur beweisen will, wie vielseitig, selbstsicher und anspruchsvoll er doch eigentlich ist? Seinen alten Fans wird das ja sicherlich ziemlich egal sein…