Jupiter & Okwess

Kin Sonic

Glitterbeat/Indigo (VÖ: 7.7.)

Entdeckte Massengräber, schwere Kämpfe, Ebola: Der Kongo kommt nicht zur Ruhe, aber diese Afro-Beat-Band gibt die Hoffnung nicht auf. 

Die Demokratische Republik Kongo (vorher: Zaire) gehört zu den ärmsten und gefährlichsten Ländern des Planeten. Aber selbst dort, wo die Sozialsysteme zusammengebrochen sind, die Rohstoffe geplündert werden, Krisen und Konflikte zum Alltag gehören, ist es die Kunst, die Hoffnung macht. Man denke nur an Staff Benda Bilili, Konono No. 1, den im letzten Jahr verstorbenen Papa Wemba und natürlich Jean-Pierre „Jupiter“ Bokondji, der schon seit den 80er-Jahren musikalisch aktiv ist. Jupiter lebte als Kind einer privilegierten Diplomatenfamilie in Belgien und danach in der DDR, wo er in Ost-Berlin oft „Mama, guck mal der Neger!“ zu hören bekam. Der Name seiner ersten Band lautete dann tatsächlich Der Neger, seine aktuelle nennt sich Okwess, die auf ihrem Debütalbum HOTEL UNIVERS noch den Anhang „International“ trug. Was so viel wie „Internationales Essen“ bedeutet und den musikalischen Stil auf KIN SONIC mehr als andeutet.

Jupiter wuchs in Euro­pa auf, lernte etliche Genres kennen, bewunderte James Brown, musste nach seiner Rückkehr in die Demokratische Republik Kongo erst einmal einen Kulturschock verkraften und bereiste das Land mit seinen 200 Ethnien, um die eigenen musikalischen Wurzeln zu erforschen. Kontakte zu Warren Ellis (Nick Cave) und Damon Albarn (Blur, Gorillaz) erweiterten den Horizont noch, und diese beiden tauchen auf dem zweiten Werk von Jupiter & Okwess mehrfach als Keyboarder auf.  All das macht KIN SONIC zu einem Schmelztiegel, in dem Afro-Beat, Rumba, Funk, Rock und Warren Ellis’ durchdringendes Spiel auf der Violine zueinanderfinden. Das Tempo ist bisweilen irre, die Rhythmen kommen einem krachenden Feuerwerk gleich und die Tasteninstrumente trauen sich seltsame Sounds zu. Die Tanzfreude ist so groß, dass man einige Songs trotz ihrer nachdenklichen Texte an die Leine nehmen müsste. Vor allem stehen diese lustvollen Stücke völlig im Kontrast zum düsteren Cover, das von Robert del Naja aka 3 D (Massive Attack) gestaltet wurde.

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