Lael Neale

Acquainted With Night

Sub Pop/CArgo (VÖ: 19.2.)

Mit ihrem Omnichord legt die Singer/Songwriterin die Nervenenden ihrer Lieder frei.

Interessante Frage: „How Far Is It To The Grave“. Muss ziemlich weit sein, singt Lael Neale, vieleviele Meilen. Es ist ein Kinderlied, das die aus Virginia stammende Singer/Songwriterin da, ja fast: säuselt, während im Hintergrund irgendwas Undefinierbares klimpert und tröpfelt. Doch ganz so leicht ist es doch nicht, denn irgendwann fragt auch der Master seinen Sklaven, wie weit der Weg ins
Grab denn sei. Hoffentlich nicht weit, antwortet der, denn im Leben bin ich tot, im Tode wär ich frei.

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So sind sie alle, diese Lieder auf ACQUAINTED WITH NIGHT, tun erst harmlos, aber haben es dann faustdick mit den Bedeutungsebenen. Wenig ist so, wie es zuerst scheint: Also krakelig und hingehuscht. Stattdessen entwickelt noch jeder Song, so unsicher er auch zuerst auf den Beinen scheint, nicht nur ein paar Meta-Ebenen, sondern auch noch eine deutlich depressive Haltung.

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Neale windet sich in Einsamkeit oder Verzweiflung, sie wartet und wartet, sehnt und hofft vergeblich, während ihr Omnichord quietschend und quengelnd die Nervenenden des Songs freilegt: „Sadness“, singt sie, „is just another word for feeling.“ Die Gitarre, die sie zugunsten des archaischen Elektronik-Instruments beiseite gelegt hat, taucht nur ein Mal auf. Es ist in „Blue Vein“, dem ersten Akt dieses Dramas in Lo-Fi. Die Wahrheit spricht zu jedem, der zuhört, singt Lael Neale in dieser Exposition. Man sollte ihr gut zuhören.

„ACQUAINTED WITH NIGHT“ im Stream hören:

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