Laura Marling

Song For Our Daughter

Partisan/Chrysalis (VÖ: 10.4.)

Die britische Songwriterin spielt einen Folk um eine fiktive Mutterschaft, der so aufrichtig und so rau ist, dass es jeden Kitschverdacht killt.

Wen der Gesang von Laura Marling kaltlässt, der sollte sicherheitshalber überprüfen (lassen), ob er ein Zombie ist. Wenn dieser elegante und mutmaßlich nur durch gelegentliche Menthol-Zigaretten (die ja die gefährlichsten sein sollen) angeraute Sopran im tempo rubato den Beschränkungen des Folk-Takts entweicht, um sich dann eine Quinte oder Sexte tiefer im Seelenkeller, zwei Etagen unter dem Männerkitsch-Country-Saloon, zu suhlen, oder, im Gegenteil, mit dem Wüstenstaub im Gegenlicht der Sonne zu gleiten – my oh my, es gibt kaum Besseres!

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Noch intimer als beim selbstproduzierten Meisterinnenwerk und Vorvorgänger-Album SHORT MOVIE von 2015 ist Marling wieder angemessen nah mikrofoniert, sodass man sich fühlt, als würde sie direkt vor einem summen und die Klampfe zupfen. Selbst Violine und Cello sind so roh abgenommen, dass kein Kitschverdacht aufkommt. Beim letzten Album SEMPER FEMINA ging es Marling einerseits um Weiblichkeit; andererseits äußerte sie sich derzeit auch, diese Konzepte unterlaufend, über ihre (sic!) Männlichkeit, über Gender-Fluidität und überhaupt Queerness.

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Und geht’s auf dem neuen nun überhaupt um Mutterschaft, wie der Titel verheißt? Weniger als man meinen könnte. Dabei kann das ja ein fruchtbares Sujet sein, Lily Allen hatte es bewiesen mit dem Song „Three“. Auf Marlings neuen Album heißt es indes: „Lately I’ve been thinking ‘bout our daughter growing old / all of the bullshit she might be told.” 

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Das Buch, das sie ihr sozusagen als Gegengift, als erbaulichen Ratschlag an den Nachttisch gelebt habe, sei von einem beziehungsweise einer Survivor (Beyconcé und überhaupt Destiny’s Child lassen grüßen) schon gelesen worden – ihr selbst? Lang stand Laura Marling, gefühlt, im Schatten der großen Folk-Pop-Sängerin der Nullerjahre: Aimee Mann. Oder auch des brummelnden Barden: Bill Callahan. Man könnte vielleicht sagen, mit diesem tollen Album: Marling ist eine würdige „Tochter“.

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