Liars

Mess

Mute/GoodToGo (VÖ: 21.3.)

Die New Yorker machen es sich in ihrer 2.1.-Version zwischen Post-Indie-Disco, Industrial und Techno bequem.

So kaputt kann die Musikindustrie nicht sein, wenn eine so verquere Band wie Liars nach 14 Jahren und sechs Alben noch existiert. Eines dieser Alben, THEY WERE WRONG, SO WE DROWNED aus dem Jahr 2004, wurde von Kritikern verrissen, ein anderes, LIARS von 2007, ging in einer Flut von fast identisch klingenden Lo-Fi-Produktionen unter.

Aber die Liars sind eben verdammte Profis. Off-days während ihrer Touren werden zum Schreiben neuen Materials genutzt, welches oft sofort am ahnungslosen Publikum getestet wird. So waren diverse Songs vom siebten Liars-Album MESS schon vor anderthalb Jahren bei Konzerten zu hören, und man kann davon ausgehen, dass die Band seitdem an ihrem neuen Sound gefeilt hat. Das Resultat ist eine konzisere Version der Elektro-Experimente des tollen Vorgängers WIXIW.

Wo früher noch trendige Post-Punk- oder Drone-Gitarren erklangen, ballern und bolzen heute analoge Synthesizer, dass es eine technoide Freude ist. Die treibenden, gotisch-ekstatischen Beats erinnern an eine andere (Ex-)Mute-Band: die britischen Balearic-Industrial-Pioniere Nitzer Ebb. Aber MESS sollte man nicht auf „die Liars-Techno-Platte“ reduzieren: Das anrührende „Can’t Hear Well“ ist dunkler Zeitlupen-Pop, und mit dem teuflisch tanzbaren „Mess On A Mission“ gelingt den Liars ein Mini-Hit für die Post-Indie-Disco. Hinten raus dominieren der klaustrophobische Neunminüter „Perpetual Village“ und der bei den Liars traditionelle Balladen-Rausschmeißer „Left Speaker Blown“. Wie gut, dass es diese Band noch gibt.