Mink De Ville – Return To Magenta
Da hat sich der Willy De Ville ungewollt selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt: Seine erste LP „Cabretta“ war so gut, daß er nun den hohen Anspruch nicht mehr aufrechterhalten kann. „Return To Magenta“ fällt in mehrerer Hinsicht ab, was bereits bei der Spieldauer der Platte beginnt: Die 30-Minuten-Grenze wird nur knapp übersprungen. Produzent Jack Nitzsche hat sich darüberhinaus zum Einsatz von Geigen durchgerungen, was nicht bloß einen Song wie „Guardian Angel“ kaputtmacht, sondern der Robustheit und Dynamik der De Ville-Musik einige Spitzen raubt.
Aber mal weg von der ersten Enttäuschung: Zeitweise hat „Return To Magenta“ Fünf-Sterne-Qualität, nämlich dann, wenn in „Soul Twist“ oder „‚A‘ Train Lady“ oder „Steady Drivin‘ Man“ oder „Rolene“ Willy die Krähenstimme voll aufdreht und dahinter die Band sparsame Statements abgibt – ohne Geigenteppich. Nebenbei bemerkt: Jim Keltner spielt Schlagzeug für den ausgestiegenen T R. Manfred Allen. Nur, was hilft es mir, wenn ich etwa zwanzig Minuten voll von vorzüglicher Mink De Ville-Musik geboten bekomme, mich dann aber mit zwölf Minuten voller Abwegigkeiten plagen muß und dann schon die Leerlaufrille zupackt?! Es heißt doch „Laaangspielplatte“ oder?