Rod Stewart – Tonight I’m Yours

Selbst der Firma WEA, sonst Meister im Verfassen abenteuerlichster Veröffentlichungs-Argumente, fiel zu dieser LP nichts anderes ein als das: „Nach einem Jahr Pause ein neues Album von Rod Stewart“.

Ein häuslich gewordenes Rauhbein verlegt sich auf das gezähmte Schnurren eines Haustigers. Hundertprozentig stubenrein und trotz struppiger Haare wie geschaffen für die Sofa-Ecke des Ton-in-Ton gestylten amerikanischen living room. Die Instrumente sind so geschmackssicher plaziert wie Kissen und Körbe mit Grünpflanzen im modernen US-Filmwohnzimmer kurz bevor Lofts und High Tech zum Pflichtprogramm jedes trendsicheren Ausstatters wurden. Rod hält’s am heimischen Kaminfeuer, wo er zu Kerzenlicht seine Anschleich-Balladen mit Hundeblick zu sentimentalem Country-Flair ausprobiert. Mit „Jealous“ wringt er die letzten paar Tropfen Disco-Feeling aus, um der Reihe „Da‘ Ya‘ Think I’m Sexy“-Passion noch eine runde Drei aufzusetzen. Gitarren und Keyboards passen in jeden Leichtmetall-Alu-Rahmen für die Kunstdrucke des arrivierten Wohngefühls, wie wohltuend, wenn sich Carmine Appice im „Young Turks“ mal zum leichtfüßigen Jogging aufmacht und Rod hinterher federt. Aber mehr Tiefgang als eine modische Marotte hat das leider auch nicht.

Eine amerikanische Marotte ist bekanntlich auch die im Familienprogramm so beliebte Mischung aus pietätlosem Exhibitionismus und „echtem, tiefem“ Engagement. In entsprechender textlicher Banalität („Never Give Up A Dream“) widmet Rod Stewart den letzten Song des Albums dem Amerikaner Terrence Stanley Fox, der im Juni’81 imAltervon23an Krebs gestorben ist. Terry hatte sich vorgenommen, bei einem Marathon durch Kanada Geld für die Krebsforschung zu sammenln. Er konnte sein Ziel nicht erreichen. Hoffen wir, daß die von Produzent Stewart bemühten Gospel-Chöre wenigstens tief genug in die Brieftasche gehen, damit die Canadiern Cancer Society viele Tantiemen gespendet bekommt. Denn dann hätte die LP ja auch eine Berechtigung.