S.Y.P.H. – Pst
Musik wie Großstadtmüll. Das war einmal. Die Parole „Zurück zum Beton“ bleibt einmalig. Auch die Musiker von S.Y.P.H. haben ihre Unschuld verloren. Das heißt im einzelnen:
Uwe Jahnke entwickelt sich immer mehr zu einem Gitarrentüftler, alle zusamen vollbringen unter der Regie von Holger Czukay zuweilen Erstaunliches und die Stimme von Harry Rag inklusive der Texte steckt im Argen.
Das Konzept hangt schief. Einerseits vertrauten sich die vier den nahezu magischen Mix- und Schneidekünsten von Holger Czukay an, andererseits lassen sie Harry Rag von diesem Schritt nach vorn weitgehend ausgeschlossen. Er deklamiert weiterhin so ungelenk wie in den allerersten Tagen der deutschen Neuen Welle und die dazugehörigen Texte (ich weiß nicht, wessen Geistesblitze das sind) lassen selbst Nina Hagens Spontanimprovisationen dagegen genial wirken. „Do The Fleischwurst“ und „Lametta“ sind schlicht und einfach bescheuert, die inhaltlichen Aussagen der anderen Songs absoluter Selbstzweck. Da hat sich etwas totgelaufen, ehe es sich richtig entfaltet hat.
Doch zur Musik, den Geräuschen. Seite 1, schroff, betont von weitverstreuten Gitarrenfetzen, weitgehend ohne Schliff. Kleine, unauffällige elektronische Ergänzungen. Die Gruppe im Rohzustand, kleine Tricks eingeschlossen. Seite 2: Eindeutig Holgers Seite, der jetzt nicht nur als Musiker (Hörn, bg, etc) sondern vor allem beim Mischen und Schneiden einen unverkennbar persönlichen Stempel hinterläßt. Spontane improvisatorische Teile fließen ineinander, hier hakt nichts mehr, die Stimme geht nur noch verfremdet, gefiltert, beschnitten aufs Vinyl. (Bis auf „Fleischwurst“, naja!) Deshalb sind „Regentanz“ und „Streß“ (der Geist des Jah Wobble schwingt mit) zumindest meine Favoriten.
Dieses Album zeigt, was eine Gruppe bringt, wie sehr sie sich verändern kann, wenn sie einen (ihren) Meister gefunden hat. Wenn sie sich jetzt noch intern auf eine Linie einigen könnten…
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