Sally Oldfield – Waterbearer

Die Arbeit an „Waterbearer“ begann eigentlich vor zwei Jahren, als Mike Oldfield seiner Schwester Sally ein ausgefallenes Weihnachtsgeschenk machte : für fünf Tage überließ er ihr sein Studio, seine Instrumentensammlung und seinen Toningenieur. Das Resultat war ein Demo-Tape des Titeltracks deshier vorliegenden Albums. Das Demo gelangte durch die Vermittlung Stevie Winwoods zunächst auf den Schreibtisch des „lsland“-Managers Howard Thompson, der es bei seinem Wechsel zur Plattenfirma „Bronze“ mitnahm. Die Bronze-Leute ließen Sally bei der Arbeit zu ihrer ersten LP freie Hand. Nachdem erste Versuche mit Studiomusikern fehlgeschlagen waren, war man einverstanden, daß Miss Oldfield ein Album nach ihrem Geschmack aufnahm, nämlich: allein. In einsamer Klausur entstanden in vier Monaten die endgültige Fassung von „Waterbearer“, die Suite „Songs of the Quendi“ (feenhafte Gestalten aus Tolkiens „The Simarillion“) und die sechs Titel der B-Seite. Sally arbeitet nach der gleichen Methode wie ihr Bruder Mike. Sie spielt alle Instrumente selbst (piano, git, mandoline, percussion, tubaphon, Synthesizer, etc., etc., insgesamt fünfzehn!!) mischt, schaltet „overdubs“ auf über 20 Spuren. Dann kommt die erste Stimme dazu, weitere, of kanonartig aufgebaute Harmoniestimmen runden das ganze ab. Auch hierbei ist einzig Sally zu hören, mit der Ausnahme „Nenja“ und „Song of the Healer“, bei denen ein gewisser Frank McCotty seinen schönen Bariton erklingen läßt. „Weaver“ heißt ein Song auf der B-Seite, und in der Tat wirken alle Kompositionen dieses Albums wie feingewebte, durchsichtige Schleier. Die Kontrolle in einer Hand ermöglicht einen glasklaren, erfrischend vielfältig sprudelnden Sound, für den das Quellwasser auf dem Cover kein schlechtes Sinnbild ist. Atmosphärisch knüpfen Sallys Songs an englische und irische Folktraditionen, aber auch an die Welt des Wunderbaren, an die Romantik, an J.J.R.Tolkien („Herr der Ringe“) an. Elfen und die Jäger im Zauberwald sind ihr Lieblingsthema („Song of the Bow“ und Night of the Hunter’s Moon“ mit einem berückenden, synthetischen Waldhorn).