Soft Cell :: Berlin,Columbiahalle

Sie kommen wieder. Immer kommen sie wieder. Und sei es nach fünf Alben und siebzehn Jahren. Aber wird es noch so sein, wie es einmal gewesen sein musste? So, wie wir uns daran zu erinnern glauben? All diese weichen, romantischen, pathetischen Melodien – funktionieren die heute noch? Soft Cell gaben bei ihrem Reunion-Konzert eine eindrucksvolle Antwort: Ja, es geht. Dabei wirkte Marc Almond, der charismatische Frontmann der Eighties-Legende, anfangs doch arg nervös. Unsicher stakste er vorne am Bühnenrand von einem Bein aufs andere, als wäre er sich der Qualität der Stücke selbst nicht mehr so ganz sicher. „Memorabllia“ vom Album „Non-Stop Ecstatic Dancing“, gleich zu Beginn, hätte ein feiner Eisbrecher sein können mit diesem lässig eingestreuten Rap:“We can take a pill and shut our eyes and let our love materialise.“ Aber Almond brach den Sprechgesang vorzeitig ab, vielleicht als versteckte Einsicht, dass er in seinem gesetzten Alter nicht mehr über Ecstasy singen sollte, wahrscheinlich aber aus Unsicherheit. Die nicht gerechtfertig ist, zählen Soft Cells Electro-Pop-Etüden doch zum musikalischen Allgemeingut. Aber immerhin sind inzwischen siebzehn Jahre ins Land gegangen. Im Pop eine Ewigkeit: Wer heute die Website www. softcell.com besucht, den erwartet eine Firma für Software-Lösungen. Aua. Nach dem ersten Drittel des Konzertes, im ruhigeren Fahrwasser der alten Hits, schien Marc Almond aber plötzlich in seinem Element zu sein. Ein tausendstimmiges „Hold me, hold me, hold me“ bei „Torch“ lehrte: Die Herzschmerz-Hymnen, die funktionieren noch immer. Nach „Tainted Love“ und „Bedsitter“ taute auch Dave Ball allmählich auf, der sich ansonsten eher still im Hintergund der Bühne aufhielt. Überhaupt, diese Bühne. Ein stilisiertes Reversi-Spiel, getaucht in flackernde Disco-Gewitter, und vorne am Rand ein bleicher Marc Almond in schwarzem T-Shirt mit dem programmatischen Aufdruck „Toofast to live, too young to die“. Schön, dass Soft Cell nicht einen rührseligen, sondern einen aggressiven Ausstieg wählten.“Sex Dwarf“ beendete die Show. Und was für eine Show das war!

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