Spliff – Herzlichen Glückwunsch

Grünes Licht für die CarbonaraKöche. Natürlich hat die Spliff-Company die komplette Trend-Palette im Ohr, auch die eigene musikalische Vergangenheit inklusive Frau Hagen und „Radio Show“ ist nicht völlig vergessen. Produziert wurde dennoch eine vielseitig vitale und bei allem Periektions-Getüftel erfreulich aggressive Musik.

Und wenn der hitverdächtige unter den zehn Titeln („Das Blech“) eine Rap-Nummer ist, hat dies nichts mit Anbiederung zu tun. Reinhold Heils Sprechgesang kommt munter gereimt daher, mit witzigen Sprüchen zur Disco-Szene: .Die Büffel stehen an der Bar, anderbaranderbaranderbar, warum stehn die da? Da fliegt mir doch das Blech weg.“ Reinhold singt auch sein hinterfotziges „Augen Zu“, Synthie-umspielte Discomusik, aus der Manfred Praekers treibender Funk-Baß nicht nur im Solo heraussticht. „Wir feiern ein Liebesfest und draußen ist Krieg.“ Ohne Gewalt ist die Idylle bei Spliff nicht zu haben. Auch das gebrochene, etwas aussageschwache Liebeslied „Tag für Tag“ schwankt zwischen Poesie und Härte. Dünner Gesang, aber ein überzeugender Schlagzeuger Herwig Mitteregger. Sein „Herzlicher Glückwunsch“ leitet die Platte mit Glockenklängen und brutalem Aufheulen der Gitarre ein – eine Losgeh-Nummer von versteckter Bedrohlichkeit.

Die stampfende Hymne „Es Ist Soweit“ verzahnt nahtlos den Alltagsjargon toter Tage mit Musik zum Mitsingen. Da sind modische Refrain-Formeln wie „Kamikaze, Absturz“ mehr als überflüssig. Etwas verärgert hat mich auch die kokette Wave-Utopie „Herr Kennedy“ {„wir heben alle, die so sind wie Sie“). An den „African Reggae“ erinnern „Die Maurer“: Zu weiten Dub-Klängen philosophieren die Herren auf ihrem Gerüst Abgehobenes („Oh das Leben ist ein Schrei“).

Im Vergleich zur BAP-Biederkeit hat Spliff alles Liedermacherhafte erfolgreich gemieden.

GLÜCKWUNSCH besitzt Format, das bei häufigem Hören noch wächst. Sämtlichen Kids, die nicht auf dümmstes Entertainment eingeschworen sind, dürfte bald das Blech wegfliegen.