Thomas Azier

Rouge

Virgin/Universal (12.5.)

Große Gesten, die im Nichts verhallen. Der Pathos-Pop von Thomas Azier hinterlässt keinen Eindruck.

Ein Song heißt „Berlin“. Natürlich ist das so, natürlich heißt ein Song „Berlin“. Und ebenso natürlich wird dann gesungen: „Oh Baby, we don’t need no money, just a mattress on the floor“, schließlich auch noch vom Mond und von gemeinsamen Fahrradfahrten durch die Berliner Nacht. Erster Gedanke: Hoffentlich haben der Holländer und seine nicht näher benannte Begleitung ihre Räder nicht wie alle Kurzzeit-Hauptstädter an jener Brücke erworben, an der die Hehler vor allem jene Exemplare verkaufen, die in der Nacht zuvor ein Eck weiter geklaut wurden. Zweiter Gedanke: Ist das jetzt wirklich genug Inhalt für einen Popsong, das jemand vermutlich ohne funktionierende Lichtanlage durchs Berliner Dunkel juckelt?

Falscher Ansatz. Um Inhalte geht es bei Thomas Azier nicht. Sein Pop ist einer, der sich zwar um analoge Spitzen bemüht – verzückte, hohe Stimme, die erfreut Ausflüge ins Kopfige unternimmt, viele Chöre, ein Klavier, ein Klavier –, aber sein Wirkprinzip aus der elektronischen Musik leiht, also vor allem auf der Basis von Rhythmik und damit verbundenen Gegensätzen arbeitet und eher Stimmungsbeschleuniger als Nachrichtenmedium sein möchte. Das mag in manchen Songs, vor allem im bereits bekannten „Gold“, gut funktionieren. An anderer Stelle rauscht ROUGE leider durch wie die Trailermusik zu irgendeinem total menschelnden Eventmovie im Privatfernsehen.

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