Tina Turner – Private dancer

„I’m a soul survivor“ schmettert sie in der Eröffnungsnummer ihrer neuen LP. Und wenn Tina Turner das singt, ist das mehr als nur eine leere Floskel. Ihren 45 Jahren zum Trotz wirkt sie immer noch „schwärzer“, bodenständiger, ehrlicher, glaubwürdiger als das Meiste, was sich ansonsten auf dem polierten Parkett schwarzer Soulmusik präsentiert. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Innenwelt nach außen stülpt, nimmt man ihr nach wie vor unbesehen ab.

Gleichzeitig ist nicht zu übersehen, daß diese Platte bewußt auf den weißen Markt und Geschmack zugeschnitten wurde. Nachdem ihr die überraschende Zusammenarbeit mit Heaven 17 (die pikanterweise von ihrer amerikanischen Plattenfirma anfangs torpediert wurde), im vergangenen Jahr einen zweiten Frühling bescherte, wird die stilistische Neuorientierung konsequent fortgesetzt.

Diesmal sind es gleich fünf (!) Produzenten, die man ihr zur Seite gestellt hat: Bei drei Titeln ist es Cliff Richard-Producer Terry Britten, je zweimal Rupert Hine, Capitols Haus-Produzent Carter und Walsh & Ware von Heaven 17; ihre traditionelle Zugaben-Nummer, „Help“ von Lennon & McCartney, schließlich produzierte Joe Sample von den Crusaders.

Ebenso wie die Produzenten, so stammen auch die Songs überwiegend aus dem weißen Pop-Genre: „1984“ von Bowie, „Private Dancer“ von Mark Knopfler, „Better Be Good To Me“ von Chapman & Chinn, „Steel Claw“ von Paul Brady.

Bezeichnenderweise fallen die beiden schwarzen Cover-Versionen im Niveau deutlich ab. Besonders „It Can’t Stand The Rain“ kann sich am unvergeßlichen Original von Ann Peebles einfach nicht messen.

Wie dem auch sei: Tina Turner führt hier jedenfalls in Höchstform die ganze Palette ihrer emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten vor – von wild und rauh bis sanft, leidend und verzweifelt. Und diese Fähigkeit ist es auch, die das divergierende Material in erstaunlicher Weise zusammenhält. Denn trotz diverser Produzenten, unterschiedlichster Songs und wechselnder Studiomusiker (u.a. Jeff Beck, Dire Straits, Crusaders) wirkt das Aibum wie aus einem Guß. Nach langen Jahren der musikalischen Suche ist Tina Turner wieder auf dem richtigen Weg.