XTC :: Black Sea
BLACK SEA ist zweifellos die kommerziellste LP, die XTC bisher veröffentlichte. Das Gespann intelligenter Rock-Clowns hat seine Scherze diesmal geschickt hinter totsicheren hooklines versteckt. Die Songs fallen hier weniger statisch aus, der Sound voller. Spaß und Satire sind allerdings geblieben, nur tanzen uns XTC jetzt nicht mehr von der Bühne eines schäbigen kleinen Avantgarde-Clubs aus auf der Nase herum. Die Umgebung ist jetzt ein wenig gepflegter, das Publikum nicht mehr ganz so intellektuell, aber alle haben ihren Spaß und tanzen begeistert zum Latino-Ringelrein des ansteckenden „Living In Another Cuba“. Wer nicht tanzt, sondern zuhört, freut sich jedoch eher über die Zwischenbemerkungen, die diesen Ohrwurm unterbrechen.
Obwohl die Musik offener geworden ist, arbeiten die Musiker nicht weniger präzise. Viele der Titel besitzen das Flair von Spitzensongs der Beat-Ära, was zum Teil an den vordergründigen, geradlinigen Drums liegt. Referenzen (ironische?) an die Beatles finden sich übrigens in „No Language In Our Lungs“ und noch deutlicher in „Sgt. Rock“. Ein kleiner Surfer in „Respactable Street“ und „Towers Of London“, das sich wie „Waterloo Sunset“ von den Kinks festklinkt, sind ziemlich offenkundige Streiche. Ob sich das absolut moderne, perkussive „Travels To Nihilon“ auf den Byrds-Klassiker „Eight Miles High“ bezieht, sei mal dahingestellt, zumindest deuten der kurze Rickenbaker-Einschub und das fast psychedelische Environment ähnliches an.
Auf jeden Fall spielt sich hinter der trügerisch harmlosen Oberfläche von BLACK SEE einiges ab. Die Expedition lohnt sich.
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