Taylor Swift wurde mit Hitler verglichen und will dagegen klagen


In einem Blogpost wurde Swifts Video zu „Look What You Made Me Do“ analysiert. Das Ergebnis: Swifts Song verteidige die weiße Vorherrschaft und Wut. Gegen diese Behauptung und einen visuellen Vergleich will Swift nun gerichtlich vorgehen.

Wenn man die Schlagzeilen rund um Taylor Swift in den vergangenen Wochen verfolgt hat, fehlen einem ab einem gewissen Punkt einfach die Worte. Neueste Meldung: Taylor Swift möchte ein Blog verklagen. Wieso? Macht es Euch gemütlich für einen Diskurs in linkspolitischer Kulturtheorie.

Das Blog „PopFront“ beschäftigt sich mit popkulturellen Themen aus einem linken Blickwinkel. So kam es auch zu dem Artikel „Swiftly to the alt-right: Taylor subtly gets the lower case kkk in formation“.  Der Beitrag analysiert Lyrics und Video von Taylor Swifts erster Vorab-Single „Look What You Made Me Do“ und kommt zu dem Ergebnis, der Song verteidige die weiße Vorherrschaft und weiße Wut.

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Taylor Swift als alt-right-Ikone?

Laut Autorin Meghan Herning ist es wohl vor allem Swifts „Fehler“, blond, blauäugig und ein Megapopstar zu sein: „Ihre Songs sind wie eine Bestätigung für alles, für was die Alt-Rights seit Jahren stehen: Es geht um Unterdrück und um Angst sich zu zeigen (…) Nun fühlen sie sich ermutigt, da die Bewegung einen weißen, blonden, konservativen Pop-Star an ihrer Seite hat, der ihre Gefühle offen ausspricht und der ohne Zweifel von den multikulturellen Medien gemobbt wurde.“

Eine weitere Behauptung lautet, dass ihre Textzeile „I do not like your kingdom keys“, dasselbe bedeuten würde wie „We will not be replaced“ („Wir werden nicht ersetzt werden“), ein populärer Slogan der alt-right-Bewegung auf diversen Demos. Auf den ersten Blick schien „Look What You Made Me Do“ doch eher eine Art persönliche Abrechnung nach einer Trennung zu sein, als ein politischer Diskurs.

Der eigentliche Punkt, der Swifts Anwaltsteam so erzürnen ließ: Meghan Herning vergleicht Szene im Video, in der Swift vor einer Art Roboter-Armee eine Rede hinter einem Pult hält, mit diversen Bildern, die Adolf Hitler bei Reden in den Jahren zwischen 1933 und 1945 zeigen.

Frappierende Ähnlichkeit oder weit hergeholt?

Dass sowohl manche Textzeilen von Swift, als auch ihre Videos nicht völlig unproblematisch sind, steht außer Frage. Aber sie gleich als Ikone der alternativen Rechten und als Hitler-Imitatorin zu betiteln, hat einen Beigeschmack von Publicity-Versuch: Das Blog hat gerade einmal rund 1150 Likes auf Facebook, auf Twitter folgen ihm nur rund 250 User, etwaige Bots inklusive. Trotzdem hat Swift sich dazu entschieden, gegen diese Veröffentlichung vorzugehen. Swifts Anwälte sagen, der Beitrag sei haltlos und ziele nur darauf ab, die Sängerin zu diffamieren.

„PopFront“ selbst beruht sich auf das Recht freier Meinungsäußerung. Ob der Fall wirklich vor Gericht kommt oder nicht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Der Vorwurf, Taylor Swift distanziere sich nicht offen genug von neonazistischen Strömungen in den USA, ist nicht neu. Swift hält sich bedeckt über parteiliche Zugehörigkeit – und genau das bringt sie in eine Zwickmühle. Viele Anhänger der alt-right-Bewegung sehen in Swift tatsächlich eine Ikone. Bisher hat sie darüber geschwiegen. Dass sie jetzt offen gegen ein Blog vorgeht, auf dem unter anderem behauptet wird, ihr Video zeige visuelle Ähnlichkeiten zu Hitlers Reden, kann als erstes offenes Zeichen gewertet werden, dass Taylor Swift sich zukünftig klarer von diesen Strömungen distanzieren wird.

Bundesarchiv, Bild 183-J05694 / Ernst Schwahn / CC-BY-SA 3.0 Bundesarchiv
TaylorSwiftVevo Screenshot Youtube