Van der Graaf Generator


Nichts ist so merkwürdig, dass es in der Pop-Musik keine Venwendung finden könnte. Genauso wie das Rätsel, wie es zu dem merkwürdigen Namen dieser englischen Gruppe kam. Sicher ist, dass die Gruppe Oberhaupt nur existiert, weil der Junge, englische Gitarrist Peter Hammill genug Ausdauer und Selbstvertrauen besass. Begabt, originell und ehrgeizig war er bereits mit 21 Jahren, angesehener Autor einiger Bühnenshows. Selbst der kritische Rundfunk sprach ihm seine Anerkennung aus. Und was die Gruppe betraf, so setzte man bereits 1968 grosse Hoffnungen in sie und sagte ihr eine grosse Zukunft voraus. Doch erst 1970 erschien VAN DER GRAAF GENERATOR auf der englischen Popscene.

Ein Jahr war nutzlos verstrichen, warum? Die Praktiken einiger Leute aus der Musikbranche, die immer hinter dem Geld her sind, scheinen der Gruppe zunächst sehr geschadet zu haben. Die Gruppe bestand damals (1968) aus: Peter Hammill, Organist – Hugh Banton, Drummer -Guy Evans und Bassist – Keith Ellis. Es war eine gute Mischung – überaus vielversprechend, doch sie waren nicht gut genug vorbereitet. Das Ergebnis konnte man sich an fünf Fingern abzählen: mittelmässige Erfolge – und so etwas ist vielleicht schlimmer als gar kein Erfolg. Von ihren Managern wurden die Vier von Anfang an in die vorderste Kampflinie geschickt. In anspruchsvollen Clubs mussten sie alleine auftreten und die ganze Show bestreiten. Aber das konnten sie nicht. Zu jener Zeit wären sie als Pausen vielleicht gerade richtig gewesen. Man Hess ihnen überhaupt keine Zeit, sicher zu werden und Fuss zu fassen. Dazu kamen Schallplatten, die nicht „gingen“, steigende Schulden und als absoluter i-Punkt wurde ihnen die gesamte technische Anlage gestohlen. Mit behelfsmässiger Ausrüstung wurde weitergearbeitet. Bis es einfach nicht mehr weiter ging und die Gruppe sich notgedrungen auflösen musste. Niemand hatte sich erboten, ihnen eine letzte Chance zu geben.

Der einzige, der übrig blieb, war Peter Hammill und seine teure Gitarre. Er resignierte nicht und gab die Hoffnung nicht auf. Mit seinem Durchstehvermögen hatte er Glück. Bei einem der Londoner Lyceums-Konzerte im Herbst 69 kam er endlich zum Zug. Er zwang das Publikum förmlich in seinen Bann. Alles, was er an Hoffnung, Sehnsucht, Enttäuschung und Resignation erlebt hatte, schlug sich in seinem Spiel nieder. Und seine Zuhörer verstanden ihn. Das war für ihn ein neuer Beginn. Er suchte nun wieder nach Musikern, die seine musikalische Sprache verstanden, und was lag näher, als den alten Organisten, Hugh Banton, und Guy Evans, als Drummer in die neue Gruppe zurückzuholen. Der einzige neue Mann wurde Dave Jackson, Saxophon, der mithalf, einen neuen Stil zu kreiern. Nun war man komplett und jeder von ihnen hatte gelernt, auf eigenen Füssen zu stehen. Nach der etwas unglücklichen Vorgeschichte der Gruppe muss man das doppelt anerkennen. Die erste LP, die sie veröffentlichten, ist mit einer visionären, etwas makabren Titelzeile überschrieben, die ebenso misteriös klingt, wie der Name der Gruppe: „The least we can do, is wave to each other“ – sinngemäss: „Wir werden alle in einem See von Blut schwimmen, das letzte, was wir tun können, ist einander zuzuwinken…“

Auch auf ihrem neuesten Album „H to He“, was nichts anderes bedeutet, als die chemische Formel von Wasser und Helium, kommt Ihr Sinn für das Makabre und Visionäre wieder zur Geltung. Dass man mit solch realistisch resignierender Lebensanschauung bei musikalisch interessierten Zuhörern Anklang finden wird, steht eigentlich ausser Zweifel*