Zweimal lebenslänglich


Die Alternative-Veteranen und ewigen Projekteure Mark Lanegan und Greg Dulli haben sich als Gutter Twins zur "„festen Band" zusammengefunden.

Die Nachricht, bei den Gutter Twins handele sich nicht um ein Album-Projekt, sondern um das Debüt einer „richtigen“ Band um Mark Lanegan und Greg Dulli, erstaunte dann doch. Weniger in musikalischer Hinsicht, denn gewiss haben die beiden rastlosen 90s-Alternative-Veteranen- Lanegan war einst Kopf der Screaming Trees, Dulli stand den Afghan Whigs vor in den vergangenen Jahren mit gegenseitigen Gastauftritten genügend Sympathie zueinander bekundet; so gastierte Lanegan bei Dullis Twilight Singers, Dulli sang bei der Mark Lanegan Band. Viel mehr ist es der schiere atmosphärische Umfang des nun erscheinenden Werkes saturnalia, der aufhorchen lässt. „Wir können uns vorstellen, als Gutter Twins für immer zusammenzubleiben. Ganz gleich, was wir nebenher veröffentlichen werden“, stellt Lanegan in Aussicht. „Die magischen Qualitäten der Platte rühren sicher daher“, ergänzt Dulli, „dass wir jeweils genau wissen, was der andere fühlt, und wir uns darüber austauschen können. Aber wie spirituell die Songs geworden sind, wurde uns erst bewusst, als wir sie zum ersten Mal live gespielt haben.“

Neu erfunden haben sich hier beide nicht. Viel mehr wickeln sie eine verbind lieh amerikanische Rockroutine ab, der wenig Wegweisendes hinzugefügt wurde. Zugrunde lagen der Zusammenarbeit mehr als zwanzig Jahre Erfahrung im Songbasteln und Rifferfinden, eine Handvoll Lieder und die Grundidee eines Albums, von dem aber beide nicht wussten, wann es denn fertig würde. Keine allzu zwingende Ausgangslage, und doch rühren die Zwillinge aus der Gosse bei Songs wie dem melodiösen Rocker „Idle Hands“, dem beinahe zärtlichen „Seven Stories Underground“ und der Ballade „I Was In Love With You“ schwer am Gemüt. „Intellektuell ist das nicht“, sagt Lanegan. „Das habe ich nicht behauptet und würde ich auch nie.“ Das Einfache findet sich hier wunderbar und lebt sich ganz im Wiedererkennen aus: „Was immer ich an Erfahrungen in meinem bisherigen Leben gemacht habe, musikalisch oder persönlich, habe ich eingebracht“, so Dulli. „Ich weiß nie, was als sich als Nächstes für mich ergeben wird. Dass wir als Musiker sehr gut harmonieren und als Band sehr zügig funktionieren, heißt nicht, dass ich jetzt feste Pläne mache. Vielleicht gehe ich ja demnächst nach Jamaika und mache eine Reggae-Platte. Na gut.das vielleicht nicht gerade…“

Den Hang zu Tiefe, Anmut und Erhabenheit teilen sich die Gutter Twins indes brüderlich. Und was immer der ältere und brüterisch veranlagte Lanegan an Schatten ausspuckt, hellt der lebendigere Dulli mit Licht auf, und denkt Letzterer in Gitarrenriffs, betont Ersterer die Stille zwischen den Klängen, saturnalia ist eine ausgewogene Angelegenheit, und die Anspielung auf das römische Saturnfest, in dessen Rahmen ein kurzer Rollentausch von Herren und Sklaven vollzogen wurde, unterstreicht noch diese Balance der Kräfte-zwischen Gosse und Saturn.

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